ABGEFAHREN: Saisonstart in Sölden im Auftrag Ihrer Majestät

Außentemperaturen die eher an Frühjahrsskilauf erinnern. Doch der Schnee am Gletscher erweist sich dessen ungeachtet in optimalem Zustand, wofür Tiefstwerte in der Nacht und der ewig gefrorene Untergrund optimal sorgen. Es nicht viel, was sich auf dem blanken Gletschereis angesammelt hat, doch bestens präpariert ist es richtig g’führig. So läst man den Winter gerne antanzen.

Bild ganz oben:   Asolut glänzend: Winterstart mit Marisa (NL) und Wildspitze
Text & Fotos:  Fred Fettner

Mein Frühstart in den Skiwinter ging, wie fast schon gewohnt,  auf den Gletschern von Sölden über die Bühne: Rettenbach- und Tiefenbachferner, doch mit einem scharfen Auge lässt auch am Horizont der Stubaier Gletscher erkennen, während von  der Aussichtsplattform die Lifte des Pitztaler Gletscher neben der Wildspitze fast zum Greifen nahe wirken. Noch sind die Behörden damit beschäftigt, wie die Verbindung in ein paar Jahren möglich sein könnte.

Noch ist der höchstgelegene Beschneiungsteich gut gefüllt. Und auch die Pisten. | (c) Fred Fettner

Gleiche Kontinuität  wie für den privaten Start in den Skiwinter gilt für den Wetterbericht: Strahlende Sonne als Kontrast zum Nebel der Städte. Und doch war etwas komplett anders: Nicht die Skistars lockten mich diesmal zum Weltcupstart ins Ötztal, das überlies ich 2015 den Fans, die diesmal an den beiden Tagen in der Rekordzahl von 30.000 Köpfen den spektakulären Auftakt des Alpinen Skiweltcups begleiteten.

Nein, 2015 sorgten die Filmstars für den Sölden-Spaß, der im gerammelt vollen  großen Saal des Metropolkinos zu Innsbruck seinen Ausgang nahm.  In SPECTRE jagt James Bond die Bösen oder der zynisch-böse Christoph Waltz den smarten Daniel Craig, wie man’s nimmt. Aber vor allem spielt sich die Action auch hoch über Sölden ab, was vo Ort begeistert zelebriert wird.

James Bond-Flair am IceQ: Geschüttelt, nicht gerührt | (c) Fred Fettner

Für Setjetter: Zu sehen ist in Spectre bei der hochalpinen Verfolgungsjagd der Straßentunnel zwischen Rettenbach- und Tiefenbachferner, die Bahn auf den Gaislachkogl, speziell Mittel- und Bergstation, in erster Linie aber das spektakuläre Gipfelrestaurant am Gaislachkogl IceQ, das im Film als Klinik Hort des Bösen ist. Den gefilmten Indoorpool sollte man aber besser nicht suchen.

007 kracht als Höhepunkt mit einem am Gipfel herumstehenden Flugzeug und nach Ballerei auf Fahrzeuge, die über die Gletscherstraße rasen, Sekunden später im Osttiroler Obertilliach in einen Stadel. Vergleichbar sinnhaft sind die letzten Kilometer per Auto nach Altaussee durch das Kaunertal. Aber richtig heftig wird es, wenn  es James Bond zwei Stunden kostet, um von Rom nach London zu gelangen. Per Auto. Ja, es ist ein Märchen für Erwachsene, das weltweit 170 Millionen in die Kinos locken wird – und die damit auch einen Hauch des österreichischen Winters mitgeliefert erhalten. Selbst wenn die Einstiegsszene, das Fest der Toten in Mexico City,  alle anderen geografischen Impressionen in den Schatten stellt.

Um zum Skifahrerischen zurückzukehren: Merkwürdig ist, dass der Untergrund Schnee zwar in der Realität des Oktoberendes reichlich, aber filmisch kaum genützt wird. Anders als in früheren Bondfilmen gibt es keine Skistunts. Dabei kann 007 verbrieft Skifahren, dafür hatte schon Autor Ian Fleming gesorgt, der die Figur des Spezialagenten nach einem Kitzbühelaufenthalt erfand. Biografen erkennen bei James Bond Elemente des Grafen Lamberg, Flemings Quartiergeber im Tennerhof 1937. In einer seiner ersten Erzählungen (als 19-Jähriger!) verewigte Fleming aber wohl vor allen den in Kitzbühel lebenden Playboy und „wilden Hund“ Franz Reichsgraf von Schlick sogar namentlich. Vofn Lamberg und Schlick floss später viel in 007 ein. Wobei der Tscheche Schick mit Lambergs Schwester Paula verheiratet war, die als „fliegende Gräfin“, sprich erste Skisringerin, ebenfalls zum Bond-Girl qualifiziert gewesen wäre.  Das Ehepaar richtete übrigens auf Schloss Lebenberg das nunmehrige Luxushotel ein.

In diesem Sinne ist SPECTRE auch die Rückkehr  von James Bond nach Tirol. Leider wird das im Film nicht genutzt, sondern lieber ein weiteres Flugzeug geschrottet. Obwohl es in Spectre schon mehrere Luftstunts gibt. „Normale“ Menschen kommen überhaupt in den österreichischen 18 Minuten nur in der Gondel vor, in Form dümmlicher Mädels, die sich an ihre Snowboards klammern. Also das war denn doch ein wenig mickrig. Da lässt man lieber Film Film sein und erprobt die Pisten höchstpersönlich.

Am schönsten wird es in dieser Höhenlage dann, wenn sich die Sonne Richtung Zenit bewegt. Die Komfortzone des Gletscherskigebiets ist der durch einen Skitunnel erreichbare Tiefenbachferner. Hier fühlen sich nicht nur die Snowboarder besonders wohl. Endlos weite Carving-Schwünge lassen sich ziehen, der Spaß liegt im Tempo. Wobei es gilt, auf die nicht so wenigen Mitcarver und viele schwächere Skiläufer und Boarder Rücksicht zu nehmen. Gegen Ende geht es am riesigen Beschneiungsteich vorbei und mit der 8er-Gondel auf den höchsten Punkt, wo die 20 Meter auskragende BIG3-Aussichtsplattform, 60 Meter über dem Grund, einen weiten Blick in die Bergwelt – und auf die Wildspitze bietet. Wie auf Gletschern häufig zu beobachten, ähneln sich die Pisten. So auch hier, wo die Schlepplifte am Mutkogl eher in die Kategorie „more of the same“ zählen. Natürlich lockt in der Weite des Geländes immer wieder erster Tiefschnee, doch in Gletscherregionen sollten derartige Abenteuer besser vermieden werden, denn die zugeschneiten Spalten sind tückisch. Nur einen ganz kurzen Abstecher riskiere ich. Und in Begleitung eines jungen, aber gletschererprobten Skilehrers ist das auch zu verantworten. Aber wo es Absperrzäune gibt, sind diese strikt zu beachten! Denn 2011 krachten innerhalb weniger Tage gleich zwei Freaks fünf bis zehn Meter auf die vom Seiterjöchl kommende, querende Piste. Dort, wo sich die Rennläufer über die schwarze Piste 31 in die Tiefe stürzen, befindet sich von unten gesehen links ein dramatischer Gletscherbruch. Sonst ähnelt der Rettenbachgletscher durchaus dem Bruder auf der anderen Seite. Am besten folgt, wer nicht zu harte Pisten sucht, hier dem Sonnenstand. Als österreichisches Unikat bietet Sölden seit einigen Jahren über das „Golden Gate“ die Skiverbindung vom gewachsenen Skigebiet auf den Gletscher (3.249 Meter). Die Runde ist etwa in vier Stunden zu bewältigen. Dies aber erst mit Eröffnung des Winterskigebiets Ende November. Ab diesem Zeitpunkt kann auch die Spitzenküche in Bonds „Klinik“ IceQ genossen werden.

Fred Fettner

Hard Facts: Pisten bis 3.340 Meter Seehöhe
10 Lifte im Gletscherskigebiet mit 22.000 Personen Stundenkapazität
Tageskarte (HS/Erw/J/Kd) Euro 51,- / 38,50 / 25,50
6-Tage-Pass (HS/Erw/J/Kd) Euro 261,- / 196,- / 131,50
Snowkids (2008 – 2011) 1,- Euro pro Tag; Senioren ca. 20 %. Günstigere Herbsttarife.
1 Funpark, BIG3-Aussichts-Plattformen
Bergbahnen Tel.: +43 (0)52 54 / 50 8
6450 Sölden, Ötztal Tourismus, Tel.: +43 (0)57 200 200

Nähere Details im am 5. November 2015 erscheinenden SKI GUIDE AUSTRIA 2016 – Medianet Verlag
Umfang:  448 Seiten
Preis:  14,90 Euro
ISBN  978-3-902843-62-3
Bestell-Hotline:
cms.medianet.at/shop
www.derskiguide.at

Web:
www.derskiguide.at

 

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