Von Jupp Suttner
„Typen im Schnee“: So heißt eine Serie, in der wir Menschen vor stellen, die beruflich oder privat ausgesprochen eng mit dem weißen Metier verbunden sind. Heute: Matthew Will, der als Amerikaner gemeinsam mit seiner österreichischen Frau ein Hotel in Obertauern im Salzburger Land führt.
Es brannte. Auf den Nägeln der Zeit. Matthew Will wollte so rasch wie möglich integriert werden. Denn wenn du als Fremder in ein eingeschworenes Alpendorf von 200 Bewohnern kommst und dies deine neue Heimat werden soll – oh mei. Und Matthew war ein SEHR Fremder. Nicht einmal ein Österreicher. Ja – net amoi a Europäer! Sondern : Ein Amerikaner. Aus St. Petersburg in Florida. Und was machst du, wenn du als Fremder schlau bist und es – symbolisch betrachtet – brennt? Dann gehst zur Freiwilligen Feuerwehr des Dorfes! Die Anmeldung für den Löschdienst war demzufolge eine der ersten Amtshandlungen des frisch Eingetroffenen. Seitdem ist Matthew Will (39) kein Fremder mehr. „Wenn Alarm ist“, sagt seine Frau Elisabeth, auch eine Fremde (aus Radstadt, beträchtliche 21 Kilometer von Obertauern entfernt), „springt er sofort aus dem Bett!“. Und in die stets parat stehenden Stiefel hinein.
Na ja, GANZ fremd ist Elisabeth Will in Obertauern natürlich nicht. Ihr Vater, der bekannte Architekt Rupert Habersatter, hat Obertauern einst mit auf gebaut. Und die Tochter hat 2012 ein 54-Betten-Hotel in Obertauern geerbt, das Alpina mitten im Obertauerner Dorfkern. Kennen gelernt haben der Sohn Floridas und die Tochter des Salzburger Landes sich in Sun Valley/Idaho – wo sie beide im gleichen Hotel arbeiteten. Matthew fuhr einen coolen Ford Mustang Baujahr 65 und machte das Rennen bei Elisabeth.
Das war in einem Sommer. Inzwischen haben sie den bereits vierten Winter im Schnee von Obertauern hinter sich – erfolgreich. Vermutlich auch deshalb, weil sie drei Mal pro Woche mit ihren Gästen Skifahren. Am Montag die Tauernrunde mit Einkehrschwung, am Mittwoch eine Gute Morgen-Tour mit Weißwurst-Frühstück und am Freitag die Seven Summit-Herausforderung. Immer geleitet von einem Skilehrer, immer dabei einer von ihnen beiden. „Das ist super für die Gästebindung“, sagt Elisabeth. „Und die Gäste schließen auch untereinander Kontakt“, sagt Matthew. „Das hält sie zusammen und sie kommen zu uns zurück.“ Er hat das Wedeln in der Kindheit in Virginia, New York und Pennsylvania erlernt.
Ein langer Winter jeweils in Obertauern – und am 17. Juni wurde schon wieder aufgesperrt. Hart, dieses Leben? „Naaaa!“ (Sie.) „Nooooo!“ (Er.) „Vom Zusperren macht man keinen Gewinn.“ (Beide.) „Mein Mann“, weist die Frau darauf hin, „ist sehr darauf bedacht, den Sommer-Tourismus in Obertauern voran zu treiben.“
Doch das Hauptgeschäft ist nun mal der Winter. Was liebt Matthew Will an Obertauern in Weiß? „Die Höhenlage. Den Schnee. Dass man die verschneiten Berge sieht, wenn man aus dem Fenster schaut. Die Schneesicherheit und dass man sich auf sie verlassen kann.“ Sowie das ganze Jahr über: „Die Gemeinschaft mit den Einwohnern – es ist immer ganz gute Stimmung hier heroben.“ Auch bei den Urlaubern: „Die Leute kommen her, um Spaß zu haben. Sie wollen genießen. Ein paar gibt es immer, die Fehler suchen…“
Oder Mist bauen. Einmal hat einer ihrer deutschen Gäste versucht, mit seinem BMW die Piste runter zu fahren. Er hatte in der Werbung gesehen, dass der xDrive ÜBERALL fahren kann. Aber eben nur in der Werbung. Ein massives Pistengerät musste ihn wieder „an Land“ bringen. Es kostete den Reklamehörigen eine Runde. Und es gab viel zu lachen. Nicht hingegen bei jenem Ehepaar, das sich derart zerstritt, dass die Gattin vorzeitig abreiste. Alleine.
Besteht ein Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Gästen, Mr. Will? „Ja. Die Amerikaner sind lockerer – und schneller zufrieden zu stellen. Sie sind unkomplizierter und haben keine so große Erwartungshaltung. Und sie genießen es, in einem Familienbetrieb zu sein – so was kennen sie nicht.“
Und wo erholen die beiden selbst sich? „In Florida“. Jeden Mai. Matthews Familie besuchen. Elisabeth: „Aber das ist keine Erholung“. Matthews: „Für mich ist Erholung hauptsächlich, endlich richtig Zeit für die Kinder zu haben.“
Es sind drei. Die von klein auf aufwachsen in Obertauern. Neue Einheimische gewissermaßen. Mit jetzt schon großem Stolz – auf den Papa im Feuerwehr-Gwand.
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