Skifahrer tun es, Gourmet-Apostel und Weinkenner tun es gezielt und Urlauber mit 5-Sterne-Anspruch mit Vorliebe. Auch Hochzeiter tun es zunehmend mehr und mehr in der VIP-Gondel – mit und ohne Hochzeitsmarsch – alle fahren sie ab auf zwei Hütten im Hoch-Zillertal: die Kristall- und Wedelhütte.
Zillertaler Genuss-Marsch
Von Elsa-Maria Honecker
Beide mit Hauben und Sternen dekoriert, eilt ihnen der Ruf voraus, momentan das Beste in der Tiroler Skiwelt zu sein. Neugierig geworden, ob dieses Konzept auch einen „alten Skihasen“ wie mich überzeugen kann und ob sich so etwas Hochkarätiges in alpinem Gelände auch rechnet, begebe ich mich nach Kaltenbach und habe schon bei der Auffahrt Glück. Denn in den behaglich warmen Sitzen der Sonnenjet-Bahnen, die von Kaltenbach direkt in medias res der Hochzillertaler Pisten führen, sitzt keine geringere als Martha Schultz neben mir. Besser könnte der Einstieg ins Skigebiet nicht sein – die quirlige Geschäftsfrau ist nämlich Herrscherin über das Skizentrum hier und weiterer Bergbahnen in Osttirol und Kärnten führt mit ihrem Bruder Heinz das Familienunternehmen, zu dem auch die beiden Edelhütten gehören. „Die Idee mit der Kristallhütte auf über 2000 Meter mitten im Skigebiet hatte aber schon Anfang 2000 der Vater Heinrich Schultz“, erzählt sie stolz. Denn er war ja auch der Gründer der Bergbahnen hier und bis zu seinem Tod als Tourismus-Pionier weit über die Grenzen des Zillertals hinaus bekannt. Dass sein Konzept voll aufging beweisen seit der Eröffnung in der Wintersaison 2004/05 die jährlichen Auszeichnungen als „Skihütte des Jahres“, was natürlich auch den Hüttenwirten Verena und Stefan Eder anzurechnen ist. Gemeinsam mit dem noch jungen Küchenchef Philipp Stummer versorgen sie vom Promi bis zum Schmankerljäger alles was drauf aus ist in edlem Ambiente eine kreative Haubenküche zu genießen. Und dafür legt man nur zu gerne eine Pause ein: Chillen auf Lammfell-Decken bei DJ-Loungemusik, ein Glas Champagner in der Hand mit Blick auf die umliegenden Dreitausender. Besonders romantisch des Nachts mit hunderttausenden glitzernden Sternen zum Pflücken nah. Kein Wunder also, dass die acht stylischen Panorama-Zimmer ständig belegt sind. Seit diesem Winter wurde deshalb mit vier neuen Alpinen Lodge Suiten aufgerüstet und zusätzlich noch ein neuer Wellnessbereich hinzugebaut – mit Panoramablick versteht sich. Perfekt für Verliebte, Romantiker oder Hochzeiter, die nun auch mit dem neuen „Kristallexpress“ schneller ihr Liebesnest erreichen.
Natürlich spricht dieses Konzept nur eine gewisse Gästeschicht an, die es sich auch leisten kann aber wen stört´s? Wer es uriger haben will, kann gerne auch in der Marend – oder Firnalm einkehren, wo es da neben den obligaten Tiroler Speckknödel auch Leckeres auf dem heißen Stein serviert gibt – für jeden Geschmack halt etwas. Ganau das gehört zur Philosophie der Schultz-Geschwister – trotz hohem Anspruch auf Qualität authentisch bleiben. Auch Bruder Heinz zieht dabei am gleichen Strang. Beide wissen genau, dass es heute nicht nur mit einem tollen Skigebiet und 171 Kilometern Pisten, die das Hochzillertal mit Hochfügen verbindet, getan ist. Deshalb wurde auch vor drei Jahren ein „Schäuferl“ nachgelegt und die „Wedelhütte“ aus der Taufe gehoben – als höchstgelegene Tiroler „Hütte“ auf 5-Sterne-Niveau. Natürlich ist das nix für Apres-Ski-Liebhaber, Schirmbar-Steher oder Disco-Freaks, die das Remmidemmi nach der Pistengaudi brauchen. Hier auf 2350 Meter wohnt man in den 11 Zimmern und Suiten zwischen Zirbenholz, Leinen und Filzstoffen, gemixt mit alpenländischem Chic und Künstler-Avantgarde an den Wänden. Oder man kuschelt am offenen Feuer in der Gaststube, in der eigenen Infrarotkabine, in der Sauna oder im Whirlpool außen bei Mondschein und Sternegltzern.
Richtig gemütlich wird es dann erst wenn der letzte Skifahrer gegen 16 Uhr die gut bestückte Bar verlassen muss. Dann gehört die Hütte den Gästen allein. Was dann passiert, wird als kulinarisches Sinneserlebnis unvergesslich in Erinnerung bleiben: die Wirtsleute Manni und Moni nebst ihrem jugendlich feschen Servicepersonal, dem Haubenkoch Christian Siegele, dem Sommelier Thomas Tischer bitten zu Tisch und kredenzen ein originelles Vier-bis Fünf-Gänge-Menü, einem Mix aus heimischen- sowie raffiniert internationalen Kreationen: Tuna Tartare mit Mango-Chillichutney, gefüllte Speck-Zwiebel-Tascherl an Nussbutter und Asmontekäse, im Wiesenheu rosa gegartes Kalbsfilet an verkohlten (!) Kartoffeln, Gemüse und Morchelsauce und last not least ein Duett von Schokolade und Vanille. Dazu als musikalische Begleitung Gemixtes mit Saxophon und Percussion nebst einer Auswahl aus den besten Weingütern Österreichs – dem international bekannten „Poltz“ aus der Steiermark und “Schönberger“ vom Neusiedlersee. Bekannt als Frontmann der „EAV“ baut er dort biodynamischen Wein an, darunter bestens bekannt der Blaufränkische. Mit einem Süßwein als Abschluss ist hier aber lange noch nicht Feierabend, denn im höchstgelegene Weinkeller Tirols hütet Wirt Manni an die 2000 Flaschen – darunter Edles aus aller Herren Länder. Unt erirdisch lagern dann nochmals 4000 Flaschen bis Jahrgang 1954.
Übrigens – wer sich jetzt nicht so richtig entscheiden kann, in welcher Hütte er nun absteigen möchte, Hüttenwirt Manni macht mit seiner Pistenraupe den Taxidienst. Wenn es sein muss auch nachts durch Schneegestöber von einer Hütte zur anderen. Und dieses Abenteuer gehört dann ebenfalls zu den unvergesslichen Erlebnissen eines Ski-Wochenendes im Hochzillertal.
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