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Der Kursaal von Ruhpolding war gerammelt voll. Heimat- und Urlaubsabschluss-Abend. Die Leute klatschten begeistert, als der Name des Siegers verkündet wurde.
Es war Brenningers Name.
Er sagte ihnen zwar nichts, niemand kannte ihn dort. Aber in Ruhpolding brechen die Menschen grundsätzlich in tosenden Beifall aus – sobald das Wort „Biathlon“ ertönt. Und immerhin war Brenninger der Sieger des „Gäste-Biathlons“ geworden.
Was die applaudierende Menge allerdings nicht wusste:
Es war ein falscher Sieg.
Ein zugefallener.
Ein im Grunde unfairer Triumph.
Doch was sollte Brennnger machen? Die Jury hatte so entschieden. Und nun badete er in der Menge. The winner takes it all. Der Verlierer ertrank sich an jenem Abend in Alkohol. Brenninger stand ihm fest zur Seite.
„Die Sache war und ist nämlich die“, erzählte Brennnger gestern, Jahre danach, an seinem Münchner Sportlerstammtisch: „Es gibt keinen phantastischeren Moment im nordischen Metier als jenen, in dem gerade die Scheibe fällt. Die Biathlonscheibe. Du liegst auf der Matte, visierst pumpenden Herzens und rasenden Atems, drückst ab – und sie fällt!“.
So wie in diesen Tagen bei der WM in Oslo bei den Stars. Deren Gefühl in diesem Moment könne auch nicht beglückender sein.
„Um es klar zu stellen“, stellte Brenninger klar, „ich bin Pazifist. Aber nach ein paar Oktoberfestmaß auf der Wiesn noch eine Rose für die Liebste zu schießen, gehört einfach dazu.“ Und die sportliche Steigerung des knallenden Liebesbeweises sei eben: die Biathlonscheibe zu treffen.
Brenninger traf sie also, damals in Ruhpolding. Doch ehe er ein zweites Mal abdrücken konnte – fiel sie von selbst. Ebenso die dritte, vierte und fünfte: der neben ihm liegende große Favorit des Rennens (er hatte als später Startender Brenninger bereits eingeholt) hatte Brenningers Schieß-Job übernommen! Bis er es bemerkte, musste er vier Mal in die Strafrunde.
„Selbstverständlich habe ich einen der Kampfrichter auf das Malheur hin gewiesen“, weist der Brenninger am Stammtisch auf seine damalige Fairness hin. Doch der Funktionär habe nur mit den Schultern gezuckt und konstatiert: „Der is selba schuid – laaf einfach weida!“. Und Brenninger tat es. „Keine Ahnung, ob das rechtens war. Doch es war ja kein Weltcup-, sondern ein Gäste-Wettbewerb und da nahm man es vielleicht nicht ganz so genau.“
Der Brenninger – Sieger eines Biathlon-Rennens! Unglaublich. „Die Getränke für den Verlierer“, so der Brenninger, „habe natürlich ICH bezahlt. Und es waren eine MENGE Getränke, die der arme Kerl konsumierte!“.
Vermutlich, um sicher zu stellen, dass er beim nächsten Mal genügend Zielwasser besäße – für die RICHTIGEN Scheiben.
Jupp Suttner
Wer den Brenninger nicht kennt: Der ist 47 Jahre jung, 1,77 m groß, bisweilen bis zu 80 kg schwer und ein typischer Freizeitsportler. Er ist auch oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de – niedergeschrieben von Jupp Suttner. Wobei schon allein am Alter ersichtlich ist, dass der Autor NICHT der Brenninger ist. Wer genau hinter B. steckt – wer weiß das schon…