Unterwegs mit den Carabinieri am Ciampinoi

Da kann man schon fast neidisch werden. Die Carabinierei in Gröden sind den ganzen Tag auf der Piste unterwegs. Dienstlich natürlich. Stress haben sie nur bei Unfällen oder wenn Rowdys unterwegs sind. Ansonsten schauen sie, dass Kinder Sturzhelme haben und Fußgänger sich nicht auf die Piste verirren.

Ein traumhafter Skitag im Grödner Tal. Über Langkofel und Plattkofel breitet sich sattblauer wolkenloser Himmel aus. Die Pisten glänzen in perfektem Weiß. Oben auf der Bergstation der Ciampinoi-Seilbahn, wenige Meter vom Start zur berühmten Weltcupabfahrt Saslong, stehen zwei Skifahrer und beobachten die Umgebung. Elegante dunkelblaue Anzüge mit roten Streifen, Sturzhelm und Brille, ein Rucksack auf dem Rücken. Fabio Luison und Erwin Zambon sind keine normalen Skiurlauber. Sie gehören zu den Carabinieri, die auf den Pisten von Gröden unterwegs sind. Das klassische Outfit der Carabinieri fällt schnell auf. Selbst die Ski tragen den Schriftzug der italienischen Polizeitruppe.Und das macht Eindruck.

Dass hier Skifahrer in Uniform unterwegs sind, das ist auf ein spezielles und in Europa einmaliges Pistengesetz zurück zu führen. Zusätzlich zu den international gültigen FIS-Regeln gelten auf Italiens Pisten noch mehrere zusätzliche Vorschriften. Neben der Helmpflicht für Kinder bis 14 Jahre sind das auch die Vorfahrt für Skifahrer, die von rechts kommen, und das Verbot von Fußgängern auf der Piste. Die Aufgabe der Carabinieri ist es nun, zusammen mit den Kollegen von den Alpini, der Bergwacht, und der Polizia für die Einhaltung der Vorschriften zu sorgen. Dabei sind die Ordnungskräfte auf der Piste alles andere als strenges Wachpersonal. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur, Raser und Drängler zu verfolgen. Vor allem sind sie im Einsatz, wenn es um die Erstversorgung bei Verletzungen geht. Nach einem Sturz oder einer Kollision sind sie rasch zur Stelle, versorgen Verletzte mit ihrer Erste Hilfe Ausrüstung im Rucksack, rufen bei Bedarf den Helikopter oder bringen die Verletzten auch selbst mit dem Akja ins Tal hinunter. Aufgaben, die in anderen Ländern nur von der Bergwacht erfüllt werden. Auf den steilen Abfahrten wie der Saslong Weltcuppiste sind sie mit Skiern unterwegs. Im flachen Gelände geht es oft mit dem dunkelblauen Dienst-Snowmobil schneller. Ansonsten machen Fabio und Erwin ihren Dienst ziemlich gelassen. Bei einem Espresso an der Bar erzählen sie von ihrem Arbeitalltag. Dynamisch wird’s nur bei der folgenden Abfahrt runter nach Wolkenstein. Mit schnellen langen Schwüngen ziehen sie flott hinunter. Da hast du als Freizeitfahrer keine Chance.

Uniform und Ski im Carabinieri Design. Italienisch eben

Für so manchen Gast aus dem Ausland wirkt der Auftritt der Uniformierten ziemlich Respekt einflößend. Dabei sind sie mehr Partner als Kontrolleur. Zu ihren Aufgaben gehört zum Beispiel, dass bei Unfällen, wie zum Beispiel Kollisionen auf der Piste, ein Unfallprotokoll aufgenommen wird. Und zwar, wie es in Südtirol üblich ist, in Deutsch und Italienisch.. Das ist bei späteren Schuldermittlungen und Schadensregulierungen eine große Hilfe und etwas, was so konsequent eben nur auf italienischen Pisten praktiziert wird. Vor allem sind die Polizisten dazu da, dass die Skifahrer möglichst ungestört ihren Vergnügen nachgehen können und optimale Sicherheit genießen können. Deshalb kümmern sich die Uniformierten auch darum, wenn alkoholisierte Skifahrer unterwegs sind oder wenn besonders Leichtsinnige in gesperrten Hängen unterwegs sind. Strafen verhängen die Carabinieri in Gröden ziemlich selten. Fast immer reicht eine Verwarnung aus. Nur wenn Kinder ohne Sturzhelm unterwegs sind, wird ein Bußgeld ab 30 Euro kassiert. Die Sicherheit von Kindern hat hier eben ganz besondere Bedeutung. Deshalb freuen sich vor allem Familien über den hohen Sicherheitsstandard im Skigebiet. Und auf Handschellen oder gar Waffen wie bei den Kollegen unten im Tal verzichten sie hier gänzlich.

Ihnen fährt so schnell keiner davon

Dass die Ordnungshüter vor allem an wichtigen Kreuzungspunkten wie auf der Bergstation Ciampinoi sind, das hat einmal damit zu tun, dass hier besonders viele Menschen unterwegs sind, denen man zum Beispiel auch mit Auskünften helfen kann. Dafür sprechen die Pistenpolizisten in der Regel auch Deutsch und Italienisch. Und für potentielle Pistenraser hat es zweifellos eine abschreckende Wirkung, wenn sie die Männer in Dunkelblau an der Bergstation sehen. Wenn mal, was selten vorkommt, ein Rowdy zur Ordnung gerufen werden muss, dann ist es bislang noch nie vorgekommen, dass einem auf Skiern die Flucht gelungen ist. Die Carabinieri sind eben allesamt exzellente Skifahrer. Und sie haben dank ihres täglichen Einsatzes einen enormen Trainingsvorsprung.

 

Von Kopf bis Fuß im klassischen Carabinieri Outfit
Von Kopf bis Fuß im klassischen Carabinieri Outfit
Carabinieri am Gipfel. Da fährst du automatisch rücksichtsvoller.
Carabinieri am Gipfel. Da fährst du automatisch rücksichtsvoller.
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