ABGEFAHREN: Yapadu in St. Johann

VON JUPP SUTTNER    ////   Es schneit und schneit und schneit. Und wir gleiten auf unseren Skiern durch das Winterwunderland, das St. Johann in Tirol heute offeriert. Ein hübscher Ziehweg befindet sich gerade auf unserer Route, links und rechts gesäumt von schneebedeckten Bäumen – Romantik pur. Barbara zieht während der Fahrt die Spitze ihres rechten Skistocks durch die Schneewehen am Rande – ganz sanft, als streichle sie den Winter in seiner betörenden Gesamtheit. Sie scheint die weiße Welt zu lieben. Doch heute, an diesem Samstag, 16. Dezember 2017, lieben WIR ALLE den Winter. Es ist ein Glückstag für Wedelfreaks. Und das im Lande namens Johann im Glück.

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es am Samstag, 16.  Dezember 2017, in St. Johann in Tirol.

Foto oben:

Im Flow durch das Winterwunderland.

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:

Jupp Suttner. Sämtliche Bilder wurden aufgenommen am 16. Dezember 2017 in St. Johann in Tirol.

Text:

Jupp Suttner

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Früher hieß St. Johann ganz schlicht St. Johann. Heute nennen Marketing-Experten den Ort Johann im Glück. Wohl deshalb, weil es wie ein großes Glück erscheint, dass ein schwedischer Investor die Region, zu der auch noch Erpfendorf, Kirchdorf und Oberndorf gehören, sich als Partner auserkoren hat. Die Gesellschaft SkiStar (betreibt u.a. den Alpin-WM-Ort Are) aus dem europäischen Norden begab sich in den Tiroler Norden, erwarb dort 68 % der St. Johanner Liftanteile, investierte 17 Millionen Euro, errichtete zwei neue Bergbahnen – und möchte das schöne Skigebiet (42 Pisten-km) in ein besonders schönes verwandeln. Welches vor allem Familien beglücken soll – indem etwa bei der Ankunft der Eltern mit ihren Kindern bereits die gesamte gemietete Skiausrüstung, die Skipässe, die Skischul-Voucher usw. auf dem Hotelzimmer oder in der Ferienwohnung liegen. Auf dass nicht gleich ein halber Tag mit Anstellen hier und Stress dort die Laune beeinträchtigt, sondern die Ferien völlig entspannt beginnen können.

Von jetzt etwa 250 000 verkauften Skitagen pro Jahr soll unter anderem mit dieser Familien-Vorplanung eine Steigerung auf rund 500.00 erfolgen. Sagt Per Granas (siehe Foto), einer der

Manager des Unternehmens mit Sitz in Sälen, das etliche anscheinend gutgehende Skigebiete in Schweden betreibt und nun in Österreich Fuß fassen will. „Österreich“, sagt Granas, „ist für mich, wenn ich mir beim Billa eine Leberkässemmel kaufe.“ Der Billa ist in Austria das, was bei uns Edeka oder Rewe sind.

Aber Österreich ist natürlich noch sehr viel mehr als eine Fleischkässemmel. Sondern beispielsweise auch das Land, in welchem Wintersport, Wintertourismus und Wintergeräteproduktion in dieser Dreifaltigkeits-Einheit so gut funktioniert wie sonst nirgendwo sonst rund um den Globus. Und man darf gespannt sein, wie sich die einheimischen stolzen Tiroler mit den selbstbewussten Skandinaviern und ihren Plänen vertragen. Edelweiß trifft Ikea – eine interessante Begegnung. Bei der auch ein Kinderspielgefährte und Maskottchen namens Valle in Lederhosen (siehe Foto) beitragen

 

soll. Im schweizerischen Andermatt klappte die Verschmelzung zwischen Mitteleuropa und Skandinavien übrigens nicht – nach einem Jahr zog SkiStar sich aus dem Geschäft dort zurück.

Doch diese Gedanken rauschen wie aus einer fernen Welt an uns vorbei. Einer fremden Businesswelt da draußen – unendlich weit entfernt von unserer Ski-Glücks-Johannie, welche wir gerade voll des rauschhaften Flows durchschweben. Und die uns trotz (oder wegen?) der teils miesen

Sicht erscheint wie eine Galaxie ohne Zahlen, ausschließlich gefüllt mit Gefühlen. Ausgelöst wird diese Euphorie durch eine St. Johanner Abfahrt nach der anderen an diesem Tag. Denn:

Die Pisten bestehen größtenteils aus prima präparierten festen Untergrund – welcher von 10 bis 20 Zentimeter frisch gefallenen Flocken bedeckt ist, die sich wegpusten lassen wie Daunenfedern. Kein Fahren ist es deshalb heute, sondern eher ein Luftkissengleiten! Zumindest während der ersten beiden Stunden – ehe die ersten Buckelchen entstehen.

Doch auch dann noch: nichts als Yapadu! Das ist angeblich dem Freudengebrüll der Hollywood-Trickfilmfigur Fred Feuerstein nachempfunden und bedeutet übersetzt: „Juhuu-hurra!“. Yapadu ist der letzte Schrei hier bzw. der neueste Werbeschrei. Er soll ausdrücken: Glück in St. Johann. „Das kann ein frischer Kaiserschmarrn sein“, klärt uns Gernot Riedel (siehe Foto), Geschäftsführer des

regionalen Tourismusverbandes auf, „oder Freudestrahlen nach einer gelungenen Abfahrt, das können fröhliche Kinder im Skikurs sein oder ein gelungener gemeinsamer Tag mit dem Partner.“

Und erst recht natürlich ein Snow-Flow-Tag wie heute.

Nach drei Stunden fabelhaftesten Skigenusses freilich hat es sich ausgeflowt und wir benötigen ganz, ganz dringend: eine Brotzeit. In der Angereralm, auf 1.300 m Höhe an der Harschbichlabfahrt gelegen, wird sie uns kredenzt (siehe Foto):

Wir sitzen dabei im ältesten Teil des Gebäudes, das 1787 als Bauernhof errichtet wurde. Acht Jahre jünger ist der 1795er Madeira, der im Weinkeller lagert, dem höchstgelegen der gesamten Kitzbüheler Alpen. Die Wirtin Annemarie Foidl (siehe Foto) gilt

als eine der kompetentesten Sommeliers Österreichs. Weshalb wir eigentlich nur zu gerne unter fachkundiger Anleitung auf der Angereralm versumpft wären. Doch draußen wiehern ungeduldig die Ski, denn sie wissen wie wir selbst: Ewig lockt neben dem Wein auch der Schnee – juheee!!!!!

Pardon: Yapadu.

Jupp „Juppidu“ Suttner

 

Infos über St. Johann in Tirol: www.kitzalps.cc

Infos über das Skigebiet: www.SkiStar.com

Infos über das St. Johanner Hotel & Wirtshaus Post, in dem wir abstiegen (unglaublich freundliches Personal!): www.dashotelpost.at

Infos über die Region: www.tirol.at

Infos über das Land: www.austria.info

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