Über alles erhaben – selbst über den Schweizer Franken.

Winterurlaub in Interlaken und im Berner Oberland

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Restaurant Eiger Nordwand auf der Kleinen Scheidegg / Foto DagmarGehm
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Aufwärmübungen auf der Axalp / Foto DagmarGehm

Auf einmal ist sie greifbar, urplötzlich nicht mehr im Land der Legenden angesiedelt, sondern frontal auf uns gerichtet. Mit ihrer unverkennbaren Silhouette, in beeindruckender Größe, mit gefährlicher Anziehungskraft. Gleich müssen wir uns der Eiger Nordwand stellen, sobald wir aus dem niedlichen Zahnrad-Bähnle gestiegen sind, das sich bis zu ihren Füßen auf der Kleinen Scheidegg hochgeschraubt hat. Gleich müssen wir dem schroffen Fels und all den Bergsteigern, die ihn bezwungen haben oder auch nicht, Respekt zollen. Im kläglichen Versuch, ihrer Schönheit durch besonders elegante Schwünge im Schnee gerecht zu werden.

k-Promenade mit Platanen in Interlaken_Foto_DagmarGehm
Promenade mit Platanen in Interlaken Foto Dagmar Gehm
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Top of Europe ICE MAGIC / Foto DagmarGehm

 

 

 

 

 

 

 

Hier oben ist alles erhaben – über alles erhaben
Von Dagmar Gehm

So außergewöhnlich das legendäre Panorama, so ungewöhnlich die Lage der Bahnstation Kleine Scheidegg: Aussteigen aus der längsten durchgehenden Zahnradbahn der Welt, deren Strecke mit 21 km noch länger ist als ihr Name „Wengernalpbahn“, direkt auf dem Bahnsteig Skier oder Snowboard anschnallen und abfahren. Alles hinter sich lassen auf 110 Pistenkilometern, den Flachsinn mit dem Nuttentee aus rotem Wodka und Apfelpunsch, den sie am Kiosk in Grindelwald Grund als Köder für ansonsten kaum vorhandenes Après-Ski ausgeworfen haben und das ständige Hadern mit dem teuren Franken sowieso. Hier oben ist alles erhaben – über alles erhaben.

Lichtspiele auf dem Jungfraujoch / Foto DagmarGehm
Lichtspiele auf dem Jungfraujoch / Foto DagmarGehm
Interlaken: Sicht auf Altstadt von Unterseen
Interlaken: Sicht auf Altstadt von Unterseen | swiss-image.ch Jost-von-Allmen

 

 

 

 

 

 

 

Dass sie das Problem, die Bindung des Schweizer Franken an den Euro zu lösen, trotz 20 Prozent Teuerung wieder in den Griff kriegen, ist sich Peter Egger, Präsident der Jungfrauregion Tourismus AG, ohnehin gewiss: „Mit zehn Prozent weniger Logiernächten aus dem Euroraum müssen wir weitaus weniger Verluste einstecken als die Schweiz insgesamt. Außerdem vermarkten wir die Region sehr stark im asiatischen Raum, wo man vom Euro nicht abhängig ist. Ich bin sicher, dass sich in einem Dreivierteljahr alles wieder einpendelt“.

Unbezahlbar schöne Fahrt in eine hochalpine Wunderwelt

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Ski und Rodel gut auf dem Bahnhof Scheidegg / Foto DagmarGehm
Interlaken: Jungfraujoch
Jungfraujoch höchste Eisenbahnstation Europas 3454 m | swiss-image.ch Marcus-Gyger

 

 

 

 

 

 

 

Und wer bisher bereit war, 204,40 CHF für eine Hin- und Rückfahrt von Grindelwald Grund bis zur höchsten Bahnstation Europas auf dem 3.454 hohen Jungfraujoch zu zahlen, der ist es auch weiterhin. Der Gegenwert ist die unbezahlbar schöne Fahrt durch den Eiger und den Mönch in eine hochalpine Wunderwelt. Unter sich die berühmte Lauberhorn Weltcupabfahrt und noch viel tiefer der Brienzer- und der Thunersee mit dem schmucken Städtchen Interlaken zwischen den Seen, wie der Name schon sagt.

Viel weniger kostet der Winterspaß im familiären Skigebiet Axalp, das sich „nur“ bis auf 2.000 Meter hinauf zieht und auf 15 Pisten-km verschiedenster Schwierigkeitsgrade durchaus für Überraschungsmomente in Form von unvorhersehbaren Steilstücken in ansonsten harmlosen Abfahrten sorgt – inklusive Traumblick auf den Brienzer See sowie ein Hilten, das sich allerdings als urige Hütte mit einem „e“ statt einem „o“ entpuppt. Sogar einen Skiverleih gibt es in einem kleinen Gemischtwarenladen, wo Skistiefel eine friedliche Co-Existenz mit frischen Brötchen führt.

Interlaken ist auch bei Nicht-Skiläufern äußerst beliebt

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Schokoladen Show in der Confiserie Schuh in Interlaken / Foto DagmarGehm

Noch 60 Prozent Stammgäste hat das Hotel Alpenblick in Wilderswil, „bei den Deutschen hapert es etwas“, bekennt Inhaber Richard Stöckli. „Wer vorher 14 Tage kam, bleibt jetzt nur noch eine Woche.“ Zum Glück hat er sich einen Stern erkocht, so dass es zumindest im Restaurant selten leeren Plätze gibt. Mit kühner Rechnung versucht Stöckli, das Manko in den Betten wettzumachen: „Normalerweise kalkulieren wir auf Basis von 1,10 Euro. Jetzt belassen wir es dabei, egal ob es 70, 80 oder 90 Rappen sind. Mal sehen, was kommt.“

Chocolatier Cornelia Ammann in der Confiserie Schuh in Interlaken / Foto DagmarGehm
Chocolatier Cornelia Ammann in der Confiserie Schuh in Interlaken / Foto Dagmar Gehm

Über Zusatzleistungen versucht dagegen Andrea Kunz, Direktorin des Lindner Grand Hotel Beau Rivage in Interlaken, die Teuerung abzufedern. Zum Beispiel gibt sie dem Euro-Gast ein besseres Zimmer als er es gebucht hat, gratis Getränke zum Abendessen, eine Spa-Behandlung, Discount an der Bar, Gutscheine bei der Buchung.

Obwohl Interlaken als strategisch günstiger Ausgangspunkt zu beliebten Wintersportregionen im Berner Oberland gilt, ist es auch bei Nicht-Skiläufern äußerst beliebt. Sie fahren Schlittschuh oder spielen Ice Curling im Top of Europe Ice Magic, das sich am Abend durch raffinierte Beleuchtung in einen glitzernden Eispalast verwandelt, sie begeben sich auf der Suche nach der Stille auf ausgedehnte Schneeschuhwanderungen oder schauen den Chocolatiers im Traditionsgeschäft Schuh bei der Schweizer Schokoladen Show über die Schulter – Verkostung inklusive.

Der Ball ist rund im Hotel Bélvèdere

k-Umweltfreundlicher Transport in Interlaken_Foto_DagmarGehm
Umweltfreundlicher Transport in Interlaken / Foto DagmarGehm
k-Foto der Weltmeister 1954 mit Widmung von Sepp Herberger und allen Unterschriften_Foto_DagmarGehm
Foto der Weltmeister 1954 mit Widmung von Sepp Herberger und allen Unterschriften / Foto DagmarGehm
k-Bruno Affentranger mit Weltmeister-Paninibuch 1954_Foto_DagmarGehm
Bruno Affentranger mit Weltmeister-Paninibuch 1954 / Foto DagmarGehm

Nach wie vor Nostalgiker kann das „Fußball“-Hotel Belvédère in Spiez am Thunersee auf den Plan locken, für die es ein ganz besonderer Kick ist, in den gleichen Zimmern zu wohnen wie die deutsche Mannschaft anno 1954 beim „Wunder von Bern“. Die Nummer 301 war es beim Trainer Sepp Herberger, die Nummer 303 beim Torschützen Helmut Rahn. Eine Putzfrau des Hotels soll seinerzeit den Spruch geprägt haben: „Der Ball ist rund“, und auf der Speisekarte steht das original Weltmeister Menü – seinerzeit zum verdienten Titel serviert, „aber mit deutlich weniger Fettstoffen als früher“, wie einer der beiden Geschäftsführer, Bruno Affentranger, versichert. Zahlreiche Requisiten wie Trikots, Bälle und Fotos erinnern an die Anwesenheit der einstigen Helden, von deren Ruhm man bis heute zehrt. Bisher erst eine Reisegruppe habe abgesagt, berichtet Affentranger. „Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Sehen wir mit einem Lächeln in die Zukunft.“

Preiswerter Urlaub machen in der Schweiz über Veranstalter

k-Spuren im Schnee auf der Axalp_Foto_DagmarGehm
Spuren im Schnee auf der Axalp / Foto DagmarGehm
k-urige Hütte auf der Axalp_Foto_DagmarGehm
urige Hütte auf der Axalp / Foto DagmarGehm

 

 

 

 

 

 

 

k-Blick vom Hilten auf der Axalp auf den Brienzersee_Foto_DagmarGehm
Blick vom Hilten auf der Axalp auf den Brienzersee_Foto_DagmarGehm

Noch müsste aus Preisgründen niemand absagen, der den Schweizurlaub über einen Reiseveranstalter bucht. Wie bei der TUI. „Alle für den aktuellen Winter und die kommende Sommersaison angebotenen Preise behalten bei TUI ihre Gültigkeit“, versichert Kommunikationschef Mario Köpers. Der Grund: Der Veranstalter kauft die Hotels in Schweizer Franken ein und sichert Währungsschwankungen ab. Da jedoch die Nebenkosten teurer werden, empfiehlt Köpers, möglichst viele Nebenleistungen, wie 20 Prozent Ermäßigung für Skischule und –ausrüstung, bereits bei der Reisebuchung einzuschließen. Für den nächsten Winter wird man in der Schweiz möglicherweise noch mehr all inclusive Angebote machen. Im Moment macht sich Deutschlands größter Veranstalter jedoch noch keine Sorgen, immerhin liegen die Buchungen 16 Prozent über denen des Vorjahrs.

Den Bergriesen hoch oben in der Jungfrau Region ist es gleich. Sie stören sich weder an Schwankungen der Währung noch an Schwankungen der Gästezahlen. Sie stehen stoisch, mit der gleichen Faszination, mit der gleichen Anziehungskraft, gestern wie heute. Einfach über alles erhaben.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel der NEWS-Redaktion:
Schweizer Tourismus-Orte kämpfen gegen den eigenen Franken

 

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