Klein aber fein. Es schneit kein Schnee,jedenfalls, als wir das Skigebiet besuchten, aber man sammelt Goldmedaillen wie andere Leute Äpfel. Lorenz Zeiger, Mitglied des Verwaltungsrats der Liftgesellschaft Obereggen freut sich sichtlich, den anwesenden Journalisten in der Mayrl Alm vom großen Lob zu erzählen, dass man in dieser Saison wieder von renommierten Prüfern eingesammelt hat:
Bild ganz oben: Blick vom Latemar
Text von: Hans-Herbert Holzamer
Bestes der kleinen Skigebiete unter 60 Kilometer Piste, bester Pflegeservice, ein einmaliges „Doppelgold“. Über die Küche, gerade auf der Mayrl Alm, einem Südtiroler Gourmet-Tempel, aber auch auf der Gardoné-Hütte, braucht man ohnehin kein Wort zu verlieren. Bei unserem Besuch war gerade das Motto Beef and Snow ausgegeben, was dem einen oder anderen Ochsen des Eggentals das Leben gekostet haben kann. Und bei diesem verständlichen Stolz auf eigene Kreativität und Qualitätsbewusstsein spielt es fast keine Rolle, dass die Schneeverhältnisse alles andere als unproblematisch sind. Aber das betrifft ja nur den Schnee, der aus dem Himmel kommt. Eine Kaltwetter-Periode erlaubte den Einsatz der Schneemaschinen und sorgte so bereits im November dafür, dass wieder, wie jedes Jahr, ein Schneegarantie-Versprechen abgegeben werden konnte.
Natürlich soll das Skigebiet weiter entwickelt werden, aber langsam und bedächtig. In Planung ist eine neue Bahn, die von der Laner Alm aus eine zweite Rodelbahn ermöglichen, und für den Sommer ist eine neue Hütte beschlossen, die einen fast 360-Grad-Blick bieten soll. Denn wer nur auf den tadellos gepflegten Boden blickt, der verpasst das grandiose Panorama des Latemar. Und dann gibt es einen neuen Skipass „Valle Silver“, der 390 Kilometer Pistenspaß im UNESCO Welterbe, konkret in den Skigebieten Val di Fiemme/Obereggen, Val di Fassa/Carezza, Alpe Lusia-San Pellegrino und der Ski Area San Martino di Castrozza-Passo Rolle preiswerter macht.
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Dieser Gemeinschaftsskipass ist ein zusätzliches Angebot zum Skipass Dolomiti Superski und zum jeweiligen Talschaftsskipass. Wer sich in dem Preis- und Gewirr der Destinationen zurechtfinden will, der lasse sich am Schalter beim Kauf beraten, plane dazu aber Zeit ein, wenn ihn der Hintermann lässt. Dabei scheint die Zeit vorbei zu sein, dass nur das Skigebiet eine Zukunft hat, das unendliche Pistenkilometer anbieten kann, zumal ein gemeinsamer Pass nicht den fehlenden Zusammenhang der Pisten ersetzen kann. Und wenn Lorenz Zeiger Recht hat, sind die neuen Trendsportarten im Winter wie Rodeln und Freestyle-Fahren ohnehin an den Ort gebunden. So erhält der Obereggen-Snowpark, der bereits zu den besten der Alpen gehört, auch in diesem Jahr wieder neue, zusätzliche Strukturen, die wir allerdings nicht getestet haben. Über 30 Meter hohe Rampen zu springen, überließen wir den jugendlichen Experten und konzentrierten uns auf die von 18 Liftanlagen von 1.550 m bis 2.500 m erschlossenen 48 Kilometer langen Pisten, die Obereggen über das Ski Center Latemar mit den Skizentren von Pampeago und Predazzo verbinden. Und wem der Tag nicht genügte, der besuchte abends die beleuchtete Rodelbahn und eine illuminierte Skipiste, was drei Mal wöchentlich von 19:00 bis 22:00 Uhr möglich ist. Einen neuen „Nightpark“ gibt es noch dazu. Dumm nur für den, der dafür einen sonnigen Tag opfert, denn Obereggen und die gesamte Gemeinde Deutschnofen war laut den Wetteraufzeichnungen des Landeswetteramtes in 2013 die sonnenreichste Gemeinde Südtirols. Und mit über 300 Sonnentagen im Jahr ist schönes Wetter auch 2016 nahezu garantiert. Stammgäste, die mit einer Quote von über 70 Prozent wiederkommen, haben uns bestätigt, dass 2013 keine Einjahresfliege war. Keiner konnte uns allerdings sagen, welchen Sinn die anglisierende Sprachverhunzung in der Benennung der neuen Angebote haben soll.
Dagegen ist die Diskussion um die Verträglichkeit des Kunstschnees wohl beendet, auch wenn viele Schulen mit der Begründung, Wintersport schade der Umwelt, die Skiwochen gestrichen haben. Die Kompaktschneedecke schützt im Gegenteil die Bergwiesen vor Schäden durch Skikanten oder Pistengeräte. Zudem ist, wenn nur die Piste beschneit ist, die Möglichkeit abseits der Skipiste durch den Jungwald zu fahren, deutlich reduziert. In den trockenen Wintern der letzten Jahre half der Kunstschnee den Almwiesen und den Schonungen das kommende Frühjahr zu erleben.
Alle Gemeinden des Eggentals gehören zur Vereinigung der „Alpine Pearls“ und haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben. In Deutschnofen, Eggen, Obereggen, Petersberg, Welschnofen, Karersee und Steinegg leben insgesamt 9100 Einwohner. Die 6400 Gästebetten verteilen sich auf 13 Hotels im 4-Sterne-Bereich und zahlreiche weitere Unterkünfte für unterschiedliche Ansprüche. Und wer den Weg auf sich genommen hat, der sucht auch den Wintersport – und findet ihn – wie wir ihn gefunden haben. Mit etwas Naturschnee auf den Bergen stimmt auch das Panorama – nicht nur der Zustand der Pisten.
Und obwohl viele in Deutschland das nicht glauben mögen, mit der bisherigen Saison sind alle, Liftbetreiber, Skilehrer, Gastronomen und das Fremdenverkehrsamt, wie uns Ungläubigen Lorenz Steiger bestätigte, zufrieden. Das ist noch ein kleines Wunder. Sicherlich spielt die gute Erreichbarkeit von Obereggen, Brenner-Autobahn Abfahrt Bozen-Nord, eine Rolle. Und abseits des Wintersports gibt es den Urbaum, älter als der Ötzi mit seinen 5250 Jahren; wenn das Wetter es zulässt, kann man die Bletterbachschlucht unterhalb des Weißhorns in der Nähe der Gemeinde Aldein herabsteigen, auch ein UNESCO-Weltnaturerbe und lockere 20 Millionen Jahre alt, wie ein gutes Museum erklärt. Natürlich gibt es allerorten feinste Südtiroler Kost, nicht nur in der Mayrl Alm und der Gardoné-Hütte, und es gibt das Planetarium Gummer mit dem Hauptfernrohr in der „Sternwarte Max Valier“. Inzwischen sucht auch keiner mehr mit dem Fernrohr nach Frau Holle. Die Beschneiungstechnik ist besser, als sie es je sein könnte. Kein Wunder.
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