Nein, wir haben noch immer nicht genug vom Schnee. Und ja, es gibt noch Orte, an denen ihn Wintersportbegeisterte richtig lang auskosten können. Obertauern ist einer der absoluten Hotspots. Und der Slogan „jedem sein Obertauern“ ist mehr als ein Marketing-Spruch. Während unten im Salzburger Land längst der Frühling eingekehrt ist und weiße Flecken nicht vom Schnee, sondern von blühenden Bäumen herrühren, liegt oben in den Bergen eines der schneesichersten Gebiete der Alpen.
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ABGEFAHREN!
Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von Malbun gerade aussieht. Dieses Mal: Hier ist der Winter längst noch nicht zu Ende. Frühjahrsskifahren vom Feinsten in Obertauern.
Foto oben: Farbtupfer
Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports: Heidi Siefert
Text: Heidi Siefert
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Panorama vom Gamsleiten II
Wie eine Schüssel liegt es zu beiden Seiten der Passstraße und spannt dort ein wunderbares Netz von hundert Pistenkilometern und vielen vergnüglichen Alternativen zwischendrin. Das beginnt bereits mit dem permanenten Riesenslalom am Kirchbuehel-Schlepper. Zwar ist die Zeitmessung nicht in Betrieb, aber zum warm werden, müssen es bei den Kindern ein paar Abfahrten „wie die richtigen Rennfahrer“ sein, ehe wir richtig Schwung holen, um bis zum Grünwaldkopf zu gelangen. Sessel oder Gondel ist hier die Frage und danach geht es gleich weiter aufs Seekareck, um von hier eine wunderbar lange und perfekt präparierte Piste zu genießen. Von schwerem Frühlingsschnee keine Spur. Es ist schön griffig und ein echtes Vergnügen. Egal, ob rechts oder links der Lifttrasse. Noch eine dritte Abfahrt schinden wir Großen heraus, dann ist es allerhöchste Zeit für den Snowpark, zu dem wir an den Monte Flu wechseln. Insgesamt sind es 40 Elemente von der einfachen Wellenbahn bis zum Respekt einflößenden Kicker für Könner, die an Monte Flu und Kehrkopf für Herausforderung und Spaß sorgen. Selbst kurz vor Saisonende werden sie regelmäßig gepflegt. Nach einer ersten Fahrt für den Überblick, geht es mal über die eine, mal über die andere Bahn mit Kickern, Tables, Bodenwellen und Extravergnügungen wie einer Röhre aus Blech oder die tiefen Mulden, die sich durch regelmäßigen Gebrauch am Pistenrand von allein in den Schnee gefräst haben. Und immer wieder stehen und staunen wir, wie sich die Cracks in die Luft katapultieren (und danach nicht auf dem Hosenboden landen) oder lässig über meterlange Metallröhren gleiten.
Röhre am Funpark
Schlittenfahren Gnadenalm
Nach einem vergnüglichen Abendausflug zum Flutlicht-Rodeln auf den Schneeresten an der etwas tiefer und sehr romantisch gelegenen Gnadenalm, soll es am zweiten Tag auf die Tauernrunde gehen. Wie am Vortag starten wir direkt gegenüber dem Hotel mit einer Runde Torefahren, um gleich zu Beginn die Pisten mit Aussicht am Seekareck zu fahren. Diesmal fahren wir aber nicht ganz hinunter sondern wechseln auf dem Plateau hinüber Richtung Panoramabahn. Auch hier ist jede Variante ein Vergnügen; anspruchsvoller – und fast für uns allein – die Direttissima zwischen den Felsen, sanfter die rote Alternative in Richtung Seekarspitz. Nach einem ausführlichen Test der blauen und gelben Windschutzhauben an Hochalm- und Panorama-Lift (die sich angesichts der Frühlingssonne beide wunderbar auch als Sauna nutzen ließen), wechseln wir über Hundskogel und Angerlift hinüber zum Plattenkar. Obwohl sich auch hier alles gut verteilt, merkt man den Pisten deutlich die Nähe zu Dorf und Bibo-Bär-Familienpark an. Aber gleich nebenan am Schaidberg ist es richtig ruhig. Der äußerste Zustieg an der Straße Richtung Tweng und Mauterndorf ist kaum frequentiert. Die schwarzen und blauen Pisten sind fast leer. – So, wie unsere Mägen. Höchste Zeit zum Mittagessen. Also nehmen wir schnell den Verbindungssessel über die Straße und fahren mit dem Gamsleiten-Sessel hoch genug, um direkt bis vors Hotel schwingen zu können. Das erste Stück fahren wir über die unpräparierte Flanke der Gamsleitenspitz, die noch im Schatten liegt und noch ein paar schöne Offpiste-Schwünge möglich macht. Praktisches Zeichen, wo wir abschwingen müssen, ist die großen Beatles-Skulptur, die an den Obertauern-Aufenthalt der Pilzköpfe erinnert, die hier 1965 den Film „Help“ drehten. Gestärkt geht’s am Nachmittag zum Zehnerkar. Zuerst halten wir uns auf der blauen Piste, und wechseln wieder zur Gamsleiten, um die Tauernrunde zu vollenden. Diesmal fahren wir auch die zweite Etappe hinauf. Der Blick durch die kleine Mulde zwischen Kleiner Kesselspitz und Gamsleitenspitz ist gewaltig. Die schwarze Piste hat ein paar, den Frühlingstemperaturen geschuldete Mulden, ist aber herrlich zu fahren. „Gleich nochmal“ entscheiden die Kinder und biegen schon zum Zweiersessel ein. Später probieren wir es noch einmal neben der Piste, aber unter der Nachmittagssonne ist der Schnee schwer geworden und vor allem die kurzen Kinderski bleiben leicht stecken. Drum bleiben wir bis Liftende auf den Pisten am Zehnerkar. Zuletzt sind wir allein, obwohl beste Bedingungen herrschen.
Tag drei kreuzen wir hin und her zwischen Pisten und Funpark, zwischen diesseits und jenseits des Orts. Weil am Freitag viele bereits die Heimreise antreten, sind viele Pisten kaum frequentiert. Das Wetter kann sich lange nicht recht entscheiden, schön zu werden, dafür ist die Schneequalität umso besser. Wir genießen (nicht erst heute) die Aufmerksamkeit des Liftpersonals, das vor allem auf die Kinder ein freundlich-wachsames Auge hat und das entspannte Fahren auf den Pisten. Wird es wirklich irgendwo trubeliger, ist man mit ein paar Schwüngen schon wieder auf einem ruhigeren Hang. Überhaupt gefällt uns das unkomplizierte Nebeneinander ganz unterschiedlicher Wintersportler. Ob gemütlich oder ambitioniert, ein oder zwei Bretter, Piste, Park oder Gelände, hier findet jeder sein passendes Terrain und selbst Familien und Après-Ski-Enthusiasten können in Obertauern gut miteinander, ohne sich in die Quere zu kommen.
Perfekt werden die Tage durch die Unterkunft. Im Familienhotel Steiner wohnen wir nicht nur direkt an der Piste. Das Haus selbst strahlt eine wunderbare Atmosphäre aus, sobald man es betritt. Auch nach einer langen Saison sind Gastgeber und Personal aufmerksam und herzlich. Im ganzen Hotel gibt es Kinder und alle erdenklichen Dinge, die dem Nachwuchs unterschiedlichster Altersgruppen richtig Spaß machen. Und trotzdem ist das Steiner auch für Erwachsene schön: Stylish von der Einrichtung, klar in der Dekoration und sensationell, was die Küche angeht. Man merkt, dass auf Kleinigkeiten Wert gelegt wird und fühlt sich nicht erschlagen von noch mehr Buffet und noch größeren Portionen und noch mehr Schnickschnack, den keiner braucht.
Infos:
Bis 1. Mai laufen noch die Lifte an Seekareck, Grünwaldkopf und Zehnerkar. Dafür gibt es Liftpässe zu deutlich vergünstigten Preisen. Der Tagespass kostet 30 (Kinder 15), der Sechs-Tage-Pass 129,50 Euro (Kinder 76,50).
www.ski-obertauern.at
www.hotel-steiner.at
www.gnadenalm.com