Heilig Kreuz, Santa Croce, Sass dla Crusc. Alta Badia oder Hochabtei hat drei Sprachen, Ladinisch, Italienisch, Deutsch. Den meisten Skifahrern ist das egal. Sie staunen, wenn sie am oberen Ausstieg des Liftes stehen, nicht über die Sprachvielfalt und ihre Hintergründe, sondern über eine grandiose Natur, die sich unterhalb des Heiligkreuzkofels ihren Augen darbietet, im schönsten Dolomitgestein, am Rande des Naturparks Fanes-Sennes-Braies. Das abends sich eine Rötung zulegt, die selbst die Enrosadira des Rosengartens neidisch werden lässt. Wer sich eine Pause gönnen will, schnallt die Skier ab und stapft die wenigen Meter hoch zur Wallfahrtskirche Heilig Kreuz und zu der dem bewirtschafteten Schutzhaus nebenan, das man auch Refugio nennen kann. Wie´s beliebt, oder wie es die wenigen Gäste sprachlich ausdrücken können. Denn während viele Skigebiete versuchen, dadurch eine vielbesuchte Marke zu werden, dass sie möglichst ausgreifend alles unter ein Netz aus Pisten und Liften bannen, ist Alta Badia einen anderen Weg gegangen. Das konnte man, denn wer es großflächig braucht, mit Gedränge im Schnee und Warteschlangen an den Liften, der kann sich in die Sella Ronda stürzen, kommt so bis Wolkenstein, Arabba und noch weiter, oder er fährt mit dem Bus oder eigenen Auto zum Piccolin und wedelt sich bis zum Kronplatz vor.
Wer dagegen der Überzeugung ist, die vorhandenen Pisten genügen meinen Ansprüchen, sie sind perfekt gepflegt, sind mal als blau, mal als rot, mal als schwarz ( 40 Prozent Gefälle) gekennzeichnet wie die Gran Risa, die Abfahrt vom Piz la Ila, der lässt sich lieber durch das Konzept „Sciara con gusto“, „Schifahren mit Genuss“ überzeugen, als Inbegriff der Identität, jedenfalls der winterlichen, in einem der fünf ladinischen Täler, die immer noch bitterlich ihr politisches Getrenntsein beklagen. Wer sich für ladinische Geschichte und Kultur interessiert, der sollte das Museum Ladin Ćiastel de Tor und das Museum Ladin Ursus ladinicus, des ladinischen Bären, besuchen.
Natürlich will der Gast vor allem jetzt, im März, die Hochsaison für Genuss-Skifahrer erleben. Drei Events pushen das Angebot neben den Abfahrten mit kulinarische Entdeckungen: Am 1., 15. und 22. März findet bereits zum dritten Mal die Veranstaltung „Sommelier auf der Piste“ statt. Am 11. März 2018 beginnt wieder die kulinarische Woche, Roda dles Saus, eine Safari mit Skiern, bei der traditionelle Gerichte der ladinischen Küche entdeckt werden können. Hier kann man schmecken, wie sich die Bergbauern seit Generationen ernähren. Die Safari folgt der Skitour La Crusc, unterhalb des erwähnten Heiligkreuzkofel. In jeder angesteuerten Hütte wird immer ein spezielles ladinisches Gericht zubereitet, nach den Rezepten der Großmütter. In der Berghütte I Tablà durften wir vorkosten, Omas Risotto mit Roter Beete überzeugte ebenso wie der Wein dazu.
Auf diese Tour darf man sich freuen, zu jeder Zeit, solange die Pisten (geplant bis zum 8. April ) noch geöffnet sind. Das Panorama mit Dolomitfelsen, Bergwäldern und Bauernhöfen gibt es dazu. Sehenswürdigkeiten wie die Pfarrkirche von Badia und das Geburtshaus des Heiligen Freinademetz, die „Viles“, Jahrhunderte alte Bergbauernhöfe in Fussé, Coz und Pransarores, bevor wieder die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz erreicht wird. Diese Skitour La Crusc ist von La Villa aus sowohl mit Skiern als auch zu Fuß erreichbar und auch für Familien geeignet.
Am Sonntag, den 25. März folgt schließlich die Wine Skisafari. Sie findet bereits zum achten Mal statt, die Teilnehmer können in Skihütten die besten Weine Südtirols verkosten. Ski Guides und Sommeliers werden die Teilnehmer dieser Degustationstour begleiten. In der Zeit von 10 bis 15.30 Uhr werden sie in den Hütten Piz Arlara, Bioch, I Tablà und Pralongiá angeboten. Dazu gibt es in jeder Hütte auch eine musikalische Unterhaltung.
Alta Badia ist in den letzten Jahren konsequent den Weg gegangen, sich eine sportliche und kulinarische Identität zuzulegen. Mit Erfolg. Anlässlich der Präsentation des Michelin-Führers 2018 wurde Norbert Niederkofler vom Restaurant St. Hubertus beim Hotel Rosa Alpina mit dem dritten Stern ausgezeichnet. Matteo Metullio vom Restaurant La Siriola beim Hotel Ciasa Salares erhielt seinen zweiten Stern, das Restaurant La Stüa de Michil beim Hotel La Perla mit Koch Nicola Laera bekam den Stern bestätigt. Damit leuchten im Herzen der Südtiroler Dolomiten innerhalb eines Bereichs von nur 15 km2 sechs Michelin-Sterne, sie locken – vor allem – die italienischen Gäste aus Cortina d´Ampezzo, denen die Präsenz von Russen und Arabern zu aufdringlich wird.
„Skifahren mit Genuss“, sagt Nicole Dorigo, Pressechefin von Alta Badia, „ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden, bei der es um mehr als tolle Gerichte, sondern um eine gemeinsame Vision, um Ethik und Verantwortung in der Kultur und der Gastronomie geht.“ Da könnte man fast auf den Gedanken kommen, der Wintersport spiele in Alta Badia keine Rolle mehr. Dem ist nicht so. Das Skifahren bleibt die Hauptsache: 130 km Pisten werden von 52 Liftanlagen erschlossen. Eine direkte Skiverbindung zu mehr als 500 km Pisten innerhalb des Skipassverbundes Dolomiti Superski ist gegeben. Mag die Anfahrt aus Deutschland über den Brenner und die Zufahrt durch Puster- oder Gadertal auch beschwerlich sein, wer in einer der Skihütten von Santa Croce, I Tablà, Nagel oder La Crusc in der Sonne liegt oder ein ladinisches Gericht genießt, der freut sich, für diesen Unterschied zu anderen Plätzen in den Alpen den Aufwand auf sich genommen zu haben.
Informationen:
Tourismusverband Alta Badia – – Tel.: +39/0471 836176–
E-Mail: info@altabadia.org
www.altabadia.org