Dolomiti Superski: Der Blick durch das Kältefenster in die Zukunft

Das letzte Zauberwort aus der Marketing-Welt von Dolomiti Superski, diesem einzigartigen Verbund von Liftgesellschaften und Tourismusverbänden, war der Dolomythos, eine Schöpfung aus Dolomiten und Mythos. Es klang gut, nach einem Versprechen emotionalen Wohlergehens, wenn man nur den entsprechenden Skipass im Ärmel hat. Die Zeiten sind rau geworden, Klimawandel. Das neue Zauberwort heißt: „Kältefenster“. Durch dieses Fenster blickt eine erfolgreiche Saison dann, wenn es sich rechtzeitig öffnet. Und das tut es oft genug, wusste Thomas Mussner, General Manager, auf der diesjährigen Pressekonferenz in Pozza im Fassatal zu berichten. Mit solch einem Kältefenster, das sich im Dezember auftat, gelang es in 60 Stunden 97 Prozent der Gesamtfläche zu beschneien, und das sind immerhin 1200 Kilometer Piste. Dass so – bislang – die Erlöse auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden konnten und bis zum Ende der Saison sogar ein Plus von 2 bis 4 Prozent erwartet werden, erfreut nicht nur Mussner und sein Dolomiti Superski, sondern auch 30 000 Menschen in den Tälern die von den „Innovationen am Berg“ leben. Das interessiert unter den Wintersportlern jedenfalls diejenigen, welche nicht nur das Sportgerät Alpen sehen, sondern sich ein Gefühl dafür bewahrt haben, wie heikel die Beziehung zwischen den „Innovationen am Berg“, die Mussner zu vermarkten hat, und den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Belangen sind. Dass die Dolomiten Unesco-Welterbe wurden, war für die Außendarstellung schön, aber inzwischen werden die Beschränkungen, die damit zusammenhängen, auch als Belastung für eine notwendige Weiterentwicklung empfunden.

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70 Millionen Euro wurden investiert, davon 11 in deutlich bessere, heißt sparsamere Beschneiungsanlagen der Rest in eine bessere „Vernetzung“ des Gebiets. Dafür gab man immerhin ein Viertel der Skipass-Erlöse aus, und ist verhalten optimistisch, dass dem guten Jahr 2015 ein ebenso gutes 2016 folgen möge. Auch wenn man auch davon ausgeht, dass der Klimawandel die Kartenpreise, derzeit zahlt man für sechs Tage 275 Euro, hoch- und der Ölpreis die für den Umsatz wichtige Besucherzahl aus Russland hinabtreibt. Aber selbst wenn die weitere Zuspitzung der Flüchtlingskrise zu Grenzschließungen und Staus auf der Brennerautobahn führt: „Das wird für uns keine großen Auswirkungen haben“, meint Thomas Mussner.

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Dieser Optimismus scheint unüberwindlich, und die vom General Manager angesprochene Vernetzung der Gebiete ein weit ergiebigeres Thema, denn das kann jeder Skifahrer seinen Pisten-Planungen zugrunde legen. Allen, die wie wir während der Pressekonferenz, im Fassatal untergebracht sind, war natürlich der Neubau der Funifor Bahn von Alba zum Col di Rosc mit Kabinen zu 100 Personen ein Herzensanliegen, denn sie verbindet das Skigebiet Ciampac-Buffaure und den Belvedere, den Anknüpfungspunkt zur Sella Runde. Somit sind alle Skigebiete des Val di Fassa  miteinander vernetzt. Dies bedeutet 73 Kilometer bestens präparierte Pisten, ohne sich die Ski abschnallen oder auf den Skibus warten zu müssen. Und plötzlich kommt der wunderbaren Abfahrt nach Alba noch eine verbindende Funktion zu.

Insgesamt gibt es heuer drei neue Bahnen und vier  Erneuerungen, dazu den Ausbau etlicher Pisten, konnte Mussner berichten. Eine sehr sinnvolle Maßnahme war der Bau eines automatischen 6-er Sessellifts mit dem Namen „Arabba Fly“, der die beiden Talseiten Burz und Portavescovo verbindet und die Passage über die vermatschten Straßen Arabbas  entbehrlich macht.

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Was Thomas Mussner in der Welt der Dolomiten-Skypisten nicht regeln kann, ist die Entwicklung der Infrastruktur der Anlagen. Da haben Provinzen und Regionen und viele Politiker mitzureden, deren Zuständigkeit und Interessen spätestens an den Grenzen ihrer Wahlbezirke aufhören. Und dann merkt man, wenn einem die Sitzflächen der Sessellifte in die Waden schlagen, dass man das reiche Südtirol verlassen hat. Das Trento hat eine Mittelposition, und im Veneto scheint man dann zurück in den 60er Jahren des alpinen Sports angekommen zu sein. So hat Dolomiti Superski zwar 12 Skigebiete und 450 Lifte unter seinem Marketingdach, aber keinen Einfluss auf die Qualität und Modernität der Lifte und Abfahrten. Mit regionalen Pässen der Talschaften versucht man dem Rechnung zu tragen, so mit dem neuen Skipass Valle Silver. Das Angebot an verschiedenen Skipasstypen mit Sonderkonditionen ist inzwischen so umfangreich, dass man bei der Urlaubsplanung direkt mitüberlegen muss, welche Pisten man denn fahren will. Hinzu kommen Sonderangebote wie „Dolomiti Super Kids“,  „Dolomiti Super Sun“, für Familien und Freundesgruppen. Hierbei helfen der Internetauftritt dolomitisuperski.com und eine eigene App „3D SUPERSKI“ .

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Es gibt aber auch eine Gegenbewegung zur alpenweiten Vernetzung. Fast alle Skigebiete können inzwischen mit eigenen Snowparks für Freestylefreaks aufwarten, Rodelbahnen sind im ebenso im Trend wie gastronomische Angebote aus regionalen Küchen und Weinkellern. Auch das im Juli eingeweihte Messner Mountain Museum, sein sechstes inzwischen, am Gipfel des Kronplatz gelegen, ist nicht nur wegen seiner spektakulären Architektur ein Besuchermagnet.

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Vielleicht verbirgt sich dahinter ein Trend, ein Abschied von dem Streben nach immer größeren Zusammenschlüssen und Rundtouren. So beliebt die Sella Runde ist, wenn man dort im Stau steht, könnten die Waden-marternden Lifte etwa in San Martino bald als geringeres Problem empfunden werden. Auch die zweite Runde, die 40 Kilometer lange der Kaiserjäger, die auf Italienisch martialisch „Grande Guerra“ genannt wird, ist eher eine beschauliche naturbilderstarke Tour als eine, bei der es auf Tempo ankommt, schon deswegen, weil man zwischendurch den Bus braucht. Wenn, wie Thomas Mussner, befürchtet, die Kältefenster kürzer werden und dies durch eine weiter perfektionierte Beschneiungstechnik nicht wettgemacht werden kann, worauf er allerdings setzt. Dann, spätestens dann muss wohl ein neues Zauberwort her.

Text: Hans-Herbert Holzamer
Information:
www.dolomitisuperski.com

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