Advent. Die staade, besinnliche Zeit. Na ja. Eher wohl ein klasse Geschäft. Die Christkindlmärkte in München, Nürnberg, Salzburg und so weiter boomen seit jeher. Doch die Sache mit der Romantik funktioniert nicht nur in den berühmten Städten, sondern auch in kleineren Orten. Und man könnte das natürlich in Bausch und Bogen verurteilen. Ist versucht, die große Konsumkritik-Keule schwingen. Aber wenn man mal ganz ehrlich ist: Eigentlich gefällt es einem doch immer und immer wieder. Wer sich die richtigen Momente heraus sucht, wird es als anheimelnd und schön empfinden. Vor allem in den Bergen. Wo sich im Dezember gleich mehrere Weihnachts-Vorab-Geschenke verknüpfen lassen:
- Tagsüber Carven, Wedeln oder Boarden.
- Im Dunkeln dann eine romantische Bergweihnacht.
- Und dies alles – Sorry für den profanen monetären Einwurf – zu günstigen Übernachtungs-Preisen, günstigeren Vorsaison-Liftpreisen sowie weitaus weniger überfüllten Pisten als später im Winter. Advent, Advent – der Ski, der rennt!
Einige Beispiele, bei denen sich dieses Package Ski/Advent prima schnüren lässt:
Südtirol
Drei Dörfer, drei verschiedene Romantik-Offerten – im Grödner Tal: Der Christkindlmarkt in St. Ulrich gibt sich als „lebendiger Adventskalender“, St. Christina besitzt die größte handgeschnitzte Krippe der Welt und in Wolkenstein im Grödner Tal gilt es künstlerische Schneeskulpturen zu bewundern. Dazu noch die drei Kamelbuckel der Weltcup-Piste, die ja durchaus ein wenig an die Heiligen Drei Könige erinnern – perfekt. www.valgardena.it
Tirol
Gleich fünf Christkindlmärkte gibt es in Innsbruck – und mindestens eben so viele Skigebiete außen herum. In der Stadt herrscht ein wirklich wunderbares Weihnachts-Feeling. www.innsbruck.info
Steiermark
In Schladming können Schnee-Nerds im Dezember die Pisten der Alpin-WM 2013 hinab zischen – und abends auf dem Advent-Markt der Stadt Weihnachtsgebäck aus der Kinderbackstube sowie einen Weihnachtspunsch genießen, den Handwerkern zusehen, in Adventhütten gucken und am Engerl-Postamt einen Brief an das Christkind schreiben. www.schladming-dachstein.at
Salzburger Land
Im österreichischen Stille Nacht, Heilige Nacht-Erfinder-Bundesland werden fast logischerweise die feinsten Ski-Advents-Kombis offeriert. In St. Johann im Pongau beispielsweise sieht man während der letzten Abfahrten auf den Alpendorf-Pisten bereits die Lichter des Weihnachtsmarktes unten im Tal auf leuchten – wahre Gänsehautgefühle können sensible Ski-Freaks da überkommen! www.sanktjohann.com
Großarl
Und als Höhepunkt schließlich: die Berg-Advent von Großarl, jenem Amadè-Ski-Gebiet, dessen Skischaukel mit dem Gasteiner Tal verbunden ist und somit 80 Pisten-km besitzt – sowie seit sechs Jahren auch eine Berg-Advent. Den gewissermaßen Shooting-Star der Ski-Romantik. Eine neu kreierte Ski- & Snowboard-Advent.
Thomas Wirnsperger, Direktor des Tourismusverbands Großarltal: „Zuerst hatten wir überlegt, ein großes internationales Skirennen zu veranstalten. Aber das hat bei der einheimischen Bevölkerung keinen so großen Anklang gefunden.“ Denn jene hat hier, in diesem abgeschiedenen „Tal der Almen“, durchaus etwas mit zu reden – rund 95 Prozent des eingesetzten Tourismus-Kapitals befindet sich in hiesigen Händen, so gut wie jeder kleine Pensionsbesitzer bekleidet zugleich auch irgendwo und irgendwie den Rang eines Kommanditisten.
„Jedenfalls“, so Wirnsperger, „haben wir darauf hin beschlossen: Wir machen etwas, was zu uns passt. Das war eine Bergadvent. Und zwar eine wie seinerzeit.“ Was bedeutet: „No Santa! Einreiseverbot für ihn! Keine amerikanischen Weihnachten!“ Glühwein statt Coke, Lebzelten statt Hamburger.
Das ganze 3 000-Seelen-Dorf (Details: www.grossarltal.info )mit seinen nur 3 200 Fremdenbetten stand dahinter, man errichtete 20 hübsche kleine Almhütten für sämtliche Angebote und Aktivitäten und vor allem baute man: Krippen. Dafür sorgte der örtliche Krippenverein, den dessen Obmann, der Gschwandner Sepp, bereits 2002 gegründet hatte: „Um die alten Traditionen zu bewahren.“
50 bis 80 Stunden Zeitaufwand erfordert es, um eine Krippe im Großarler Stil zu kreieren. „Man braucht Werte und Demut und man muss mit der ganzen Seele dahinter stehen“, weiß der Sepp, „um so eine Krippe zu schaffen!“ Oftmals werkelte die gesamte Familie gemeinsam daran – Oma, Opa bis zum kleinen Enkel: Ein Gemeinschaftserlebnis, das dafür sorgt, dass sie in der dunklen Zeit alle ein wenig zusammen rücken und es tatsächlich eine „staade“ Zeit wird – weil der Fernseher ausgeschaltet bleibt. (Bis auf die Skirennen natürlich, die müssen schon sein im TV, vor allem wenn der Hirscher fahrt.
Und während im Ski-Metier kein Mensch mehr heute auf Holzlatten die Hänge hinab rutschen möchte, sondern voll auf Kunststoff (mit nur ganz wenig Holz) setzt – geht es beim Großarler Krippenbau voll in die Natur zurück: Es werden ausschließlich Moos und Holz verwendet – letzteres teilweise den eigenen alten Bauernhäusern entnommen. „Denn dann haben die Leute mit ihrer Krippe eine Erinnerung daran!“ Der Verein wiederum leiht den Bastlern das nötige Werkzeug aus.
Das Schöne an der Großarler Berg-Advent ist, dass sie nach dem Skifahren tatsächlich ein wirklich anrührendes Gegenstück zum üblichen Après-Betrieb bietet. Vor allem, wenn man sie nicht mittels des Fackelzuges im Schlepptau der ganzen Touristen-Masse besucht, sondern ganz für sich mit der/dem Liebsten alleine. Nur zu zweit in der Stille. Am besten gar noch, wenn es leicht schneit. Man wird dann vielleicht nicht mehr wissen, wohin mit den Gefühlen. Sich wahrscheinlich noch am nächsten Tag, bei der Bergbahn-Auffahrt, selig aneinander kuscheln. Und sämtliches dezemberliche Kassenklingeln vergessen.
Jupp Suttner
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