Irgendwann in den nächsten Wochen wird der Brenninger garantiert wieder mal in der Salzburger Sportwelt wedeln. Wobei er sich vor allem auf Flachau freut – auf die Lisa-Alm. Und den Erich. Falls es den dort noch gibt. Denn der Brenninger war jetzt schon jahrelang nicht mehr auf dieser Hütte und weiß nicht mehr so genau Bescheid.
Der Erich also. Der Hüttenwirt. Bei Brenningers letzten Besuch war er außer sich: „Gestern“, schrie er voller Begeisterung, „hamma 15 Liter Schampus an eine Dreier-Gruppe ausgeschenkt!“. Wobei diese drei ihre Brause dann aber doch nicht ganz alleine schluckten, sondern einen schönen Teil davon unters Volk warfen. Weil sie grad so gut drauf waren. Und eine solche Sssssupppppa-Schtimmung herrschte. In besagter Lisaalm – in der die Kellnerinnen damals Lederhosen trugen und heiße Stiefel und manche von ihnen nur nackte Haut dazwischen.
„Diese Hütte“, sagte der Tiefenthaler Erich voller Freude zum Brenninger, „ist ein Jugendtraum von mir!“. Sie sei (so ein Reklametext) DER „Hideway in Flachau“. Im Keller auf dem Klo spielten sie sanft spülende Lounge-Musik. Und in der Küche ein Stockwerk höher besitze (so ein weiterer Reklame-Hinweis) „das Wort ‚Convenience’ keine Bedeutung“.
‚Wenn ich nur wüsste’, dachte der Brenninger, ,was das heißt…“
Er weiß es bis heute nicht.
„Zwei Millionen Euro“, flüsterten ihm damals seine Spezln in der Salzburger Sportwelt zu, habe dieser Traum, auf 1.520 m Höhe zwischen den Liften Spacejet II und Starjet II gelegen, gekostet. Und fügten an: „Aber wenn von zwei Millionen getuschelt wird – dann sind es garantiert noch viel mehr!“ Dem Erich war es seinerzeit egal, was die Leute redeten. Der Erich redete ja selbst so gern. Und ließ es sich nicht nehmen, dem Brennnger und seinen Begleitern die Hermann Maier-Geschichte zu erzählen. Sie ging so:
„Als wir unser Hotel umgebaut haben, war der Hermann der Bau-Polier. ‚I mächt zu Olympia!’, hat er gesagt. Und i hob eam gsogt: ‚Ja Hermann, spinnst denn – Du und Olympia! Bist doch schon 22! Und bist in keinem Kader! Bleib doch beim Bau – des is doch klass’!“
Der Erich holte Luft.
„Und was soll ich sagen – vier Jahre später war der Hermann Doppel-Olympiasieger! Da hat er mir die beiden Goldmedaillen gezeigt und hat gelacht: ‚I woaß no ganz genau, wos Du damois zu mir gsogt host!’.“
Der Brennnger nickte, als der Erich am Ende seiner Erzählung angelangt war. Respekt, Hermann Maier! Wieder einer, der es alleine gegen alle geschafft hat! Und der Erich, ein Temperamentsbündel ohnegleichen, war jetzt nicht mehr zu bremsen. Schon erzählte er weiter:
„Und ganz am Anfang, wie er es mit 23 dann doch noch in den Kader geschafft hat, habe ich ihn mal im Wald getroffen, beim Joggen. Und hab’ ihn fast nicht mehr wieder erkannt! ‚Ja Hermann’, hob i gsogt, ‚wos gebens denn Dir zum Fress’n?!?’ Denn der Hermann hatte ja schon vorher – als Bauarbeiter – eine super Figur. Aber jetzt hat der plötzlich Muskelpakete dran gehabt – der Wahnsinn!“
Darum probierte der Brenninger bei jenem legendären Besuch in der Lisa-Alm auch gleich mal „Alpen-Antipasti“. Das war zwar nichts anderes als „a guter Speck und Kas mit Schwarzbrot“, wie die Speisekarte verriet – aber vielleicht war es ja gerade diese alpenländische Kost, die dem österreichischen Herminator solche schwarzeneggerische Terminator-Muskeln verliehen hatte?
‚Denn vom lauwarmen Rinder-Carpaccio auf Topinambur-Selleriecrème und Petersilien-Öl’, dachte sich der Brenninger, als er die Hüttenspeisekarte studierte, ,kriegt man solche Packerl garantiert nicht!’
Der Erich seufzte, als der Brenninger ihm diesen Gedanken offenbarte.
Und der Brenninger selbst seufzte ein wenig mit.
Aber seine Gedanken waren dabei eher bei den Lederhosen-Girls, die gerade seine Alpen Antipasti servierten.
Jupp Suttner
Wer den Brenninger nicht kennt: Der ist 47 Jahre jung, 1,77 m groß, bisweilen bis zu 80 kg schwer und ein typischer Freizeitsportler. Er ist auch oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de – niedergeschrieben von Jupp Suttner. Wobei schon allein am Alter ersichtlich ist, dass der Autor NICHT der Brenninger ist. Wer genau hinter B. steckt – wer weiß das schon…
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