Familien finden in Galtür noch beste Bedingungen ohne Halligalli
Bei Paznaun denken Skifahrer meist zuerst an Ischgl und Après-Ski. Dabei muss es nicht immer der Platzhirsch sein. Gerade für Familien sind die kleineren Nachbarorte im Tal besonders attraktiv. Ganz oben liegt Galtür, wo noch bis 21. April die Lifte laufen.
Nicht lange, dass die Sonne über den Zacken der umliegenden Berge aufgetaucht ist, da beginnt das rege Treiben vor der Ski- und Snowboardschule. Die ersten tatendurstigen Skizwerge tummeln sich im Gelände rund um den Zauberteppich. Wer ganz droben im Ortsteil Wirl Quartier bezogen hat, der hat vom Frühstückstisch aus im Blick, wann es Zeit wird, in Jacke und Stiefel zu schlüpfen. Vom zwei Kilometer entfernten Dorfzentrum pendeln die knallgelben Skibusse in engem Takt auf der Silvrettastraße bis direkt vor die Talstation der Birkhahnbahn, die einen mitten hinein bringt ins Skivergnügen rund um die Ballunspitze.
Droben erklärt Skilehrer Chris an der großen Tafel an der Hauswand zunächst das System. Neben den üblichen dicken schwarzen Strichen für Bergbahnen und dünnen schwarzen, roten, blauen für die entsprechend markierten Pisten gibt es hier noch schraffierte Sektoren von 01 bis 06. Bei der Zwergerlwelt beginnt es, wo die Kleinsten mit Förderbändern, Wellenbahn allerhand lustigen Elementen und einer warmen Stube gleich nebenan optimale Bedingungen für die ersten Erlebnisse im Schnee vorfinden. Über das Abenteuerland mit sechs verschiedenen Parcours, den Actionpark mit Herausforderungen wie Buckelpiste oder Speedway , das Heldenreich für Backcountry-Fans und das Pistenparadies für alle, die mit 43 km akribisch gepflegter Abfahrten durchaus zufrieden sind, reicht das Angebot bis zum High & Nordic, einem Netz an Aussichtsreichen Winterwanderwegen und Loipen. Eine davon liegt einem an der Birkhahnbahn direkt zu Füßen: Die 19 km lange Strecke der im Winter gesperrten Silvretta Hochalpenstraße. Sie schlängelt sich ins Tal bis zur Bielerhöhe mit dem 2040 m hoch gelegenen Silvretta Stausee, der auch Ziel der Skisafari ist, die als erste ihrer Art weltweit angepriesen wird und einigermaßen versierten Skifahrern abseits präparierter Pisten auf der Runde ins benachbarte Montafon ein besonderes Erlebnis verspricht. Als Aufstiegshilfen dienen hier nicht nur klassische Bahnen, sondern auch Kleinbusse und Pistenbullies.
„Das macht Spaß“, erzählt Chris und schwingt über Pisten, auf denen es selbst zur Hochsaison angenehm entspannt zugeht. Lang sind die Abfahrten, kupiert das Gelände und statt Rasern mit übersteigerter Selbsteinschätzung trifft man vornehmlich auf Genussskifahrer. Vor allem mit Kindern im Schlepptau ist das ein Vergnügen. Obwohl die, genau genommen, die wenigste Zeit auf der Piste unterwegs sind. Überall gibt es Abstecher zu Geheimwegen, wie das kleine Mädchen bei der ersten Fahrt im Sessellift mit Verschwörermiene verraten hat. Die aufwändig ausgestatteten Hexenhäuschen zum Durchfahren, lebensgroßen Wildtier-Imitate oder überdimensionalen, als Torstangen fungierenden Saftflaschen sind weniger geheim aber nicht minder unterhaltsam. So ist ein Skitag höchst abwechslungsreich, auch wenn der erste Blick auf den übersichtlichen Pistenplan manch einen zweifeln ließ.
Ein absoluter Gewinn ist die neue Kabinenbahn an der Breitspitz. Sie ersetzt nicht nur sehr komfortabel den alten, kalten Zweiersessel an der weiten Flanke über dem Kopssee. Mit dem neuen, etwas längeren Lift entstanden auch einige anspruchsvolle Traumabfahrten, wobei Traum hier nicht nur für die kupierten, schönen Pisten gilt, sondern auch für den Blick hinunter auf den See, der mit eisblauem Wasser an norwegische Fjorde erinnert. Immer wieder möchte man hier noch eine Abfahrt anhängen.
Aber gerade mit Kindern gibt es ja auch noch anderes zu tun. Man muss in den Hotelpool, oder in den Stall auf dem Huberhof, der imposant über dem Kinderskigelände steht, und bei dem man auch hinter die Stalltür schauen darf. 30 Kühe, rund hundert Stück Jungvieh, ein neugieriger Stier und zwei Dutzend quietschfidele Schweine gibt es hier. Dazu zwei Katzen, die schnurrend um Besucherbeine streifen und staksige Kälbchen, die mit ihren großen Kulleraugen kleine wie große Besucher sofort begeistern. Während lange Kälberzungen kleine Kinderhände lecken erzählt Thomas Huber, dass der Hof die eigenen Hotels mit selbst erzeugtem Käse und Fleisch versorgt. Nur Milch müsse man zukaufen. Wie gut die Produkte vom Huberhof schmecken, kann man direkt gegenüber beim Almhof probieren. Etwa beim Fondue, wahlweise mit Käse oder Fleisch.
Die Landwirtschaft im Ort ist auch eines der Themen im Alpinarium, dem elegant in die Schutzmauer integrierten Museum, das nach der „Jahrhundertlawine“ entstand, in der am 23. Februar 1999 31 Menschen ums Leben kamen. Heute ist es ein Ort, der bei aller Beklemmung auch etwas Leichtes hat. Es macht Spaß, ihn zu entdecken und mit ganz unkonventionellen Darstellungsmitteln viel über Landschaft, Tradition und Gegenwart Galtürs zu erfahren. Während die Kinder unterm Dach klettern oder im Museum am Telefon direkt den Geräuschen eines Eisfeldes lauschen, liest man unter anderem Hemingway, der als passionierter Skitourengeher vom Montafon herüber kam und literarisch verewigte, dass sie im abgeschiedenen Galtür ihre Toten erst im Frühling begraben konnten. Und während man nebenan im kleinen Kino Interviews zur Lawinenkatastrophe sieht, versteht man mit Hemingway ein bisschen besser, wie die Menschen im Dorf auch heute noch die Gewalten der Natur anders begreifen.
Infos:
Tourismusverband Paznaun-Ischgl, Haus 39, 6563 Galtür, Österreich, Tel. 0043/50/990200, zum Saisonende gibt es vom 18. – 21. April preislich besonders attraktive Arrangements für Lifttickets und Übernachtung; www.galtuer.com
Ski- und Snowboardschule Silvretta-Galtür, 6563 Galtür, Österreich, Tel. 0043/5443/8565 oder 20046, www.schischule-galtuer.at
Skisafari Galtür, mit gültigem Liftpass 19 Euro (Kinder 8 – 18 Jahre 11 Euro, Senioren 60 + 18 Euro), ohne Liftpass 38,50 Euro (22,50 Euro Kinder, 36,50 Euro Senioren); Reservierung wegen des Pistenbullytaxis zwingend notwendig (Tel. 0043/5443/8278);
www.galtuer.com/de/aktiv/ski-winter/abseits-der-piste/skisafari
Alpenromantik-Hotel Wirler Hof, 6563 Galtür, Österreich, Tel. 0043/5443/8231
www.huber-hotels.at
Alpinarium Galtür, im Winter Di – So 10 – 18 Uhr, 9 Euro (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 5 Euro), Ermäßigungen u.a. für Studenten, Senioren und Familien, Führung zzgl. 3 Euro/Person,
www.alpinarium.at