Schneewinkel. So könnte man den Kaiserwinkl ruhig nennen. Denn genau genommen dürfte es auf 600 Meter Höhe gar nicht so winterlich hochalpin zugehen. Doch im Hochwinter herrscht hier hinter dem Rücken des Kaisers – konkret des Wilden und des Zahmen Kaisers – zumeist auch im Tal winterliches Ambiente. Und in diesem Winter natürlich ganz besonders, wobei vor allem die perfekte Pistenpräparierung beeindruckt. „Der Chef war mit seinen Leuten letzte Woche hier“, verrät ein Insider an der Liftstation. Der „Chef“, das ist der Tiroler, der nicht zufällig mit dem Wunschkennzeichen „Ski 1“ vorfährt: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, dessen kommerzielle Aktivitäten unter anderem mehrere Skigebiete umfassen. Darunter auch das durchaus sportliche Kleinod nächst der bayerischen Grenze. Denn das muss gleich mal verraten werden: Es ist ein kleines Skigebiet, aber der Berg bietet ordentlich Gefälle.Mit der zwar schon etwas angegrauten, aber ausreichend komfortablen 6er-Kabinenbahn geht es hinauf bis auf 1.500 Meter. Der Ausblick vermittelt aber den Eindruck, man befinde sich schon eine Etage höher.
Denn recht glatzköpfig ist der Berg und so ist selbst die Hütte ordentlich eingeschneit. Schon nach den ersten Schwüngen wird klar: Es ist ein mehr als nur brauchbares Skigebiet für einen Tag, das hier mit den elf Anlagen rundum erschlossen wurde. Passend für Familien oder Freundesgruppen, die sich nicht unbedingt auf dem selben Niveau bewegen. Komplett aus den Augen verliert man sich trotzdem nicht, denn alle Lifte zieren das (nur) 1.800 Meter erreichende Unterberghorn, wobei sich der Skiberg in vier Sektoren unterteilen lässt. Der unterste Bereich links der Gondelbahnstation erweist sich als optimales Gebiet für Anfänger jeglichen Alters. Auf gleich fünf kurzen Schleppliften lässt sich die Basis legen, um bald auch die Abfahrten in den oberen Regionen in Angriff nehmen zu können. Am dritten Unterrichtstag sollte es bei durchschnittlichem Talent schon mit der angenehm breiten Familienabfahrt 3a klappen. Weiter rechts von der Talstation ist für jene hart präpariert, die sich gerne zwischen Flaggen bewegen. Die Trainingshänge sind natürlich bei Bedarf zu – dafür lassen sich dann aktuelle oder künftige ÖSV-Größen erspähen.
Unterschiedlichste Pisten, bis hin zur Route „Diridissima“, finden sich im fein kupierten Mittelteil. Teil 4 liegt oberhalb der Bergstation der Gondel in Form von zwei Doppelsesselliften. Also nichts wie rauf war unsere Devise, frei nach dem Prinzip: Wärmer wird’s nicht. Denn bei entsprechend Wind täuscht die geringe Höhenlage. Die Lifte sind am Grat ausgesetzt und klassisch schutzlos. Da kann schon richtig frisch werden. Unterhalb vom tiefverschneiten Gipfelhaus trifft man sich mit anderen Racern, denn am Almlift geht es bei stolzen 38 Prozent Gefälle richtig zur Sache. Ein paar Runden hier und bald ist es Zeit für den Einkehrschwung in die Bärenhütte, die im kanadischen Blockhausstil in die Tiroler Bergwelt verpflanzt wurde. Kulinarisch sollte man sich aber nicht zu viel erwarten. Ein Häppchen reicht, weil abends gibt’s im Tal in Hotels oder Gasthäusern lustvolleren Essgenuss. Aber der Blick ins weitläufige Tal um den Walchsee ist es jedenfalls Wert, hier Einkehr zu halten.
Wen die Talabfahrt noch nicht ausreichend erschöpft, kann noch auf die schmalen Latten wechseln. Dreistellig ist die Zahl der Loipenkilometer (bis zu 250 km) zwischen Rettenschöss, Walchsee, Kössen und Schwendt, den vier Orten, die den Kaiserwinkl bilden. Wobei die Loipen bis ins bayerische Zentrum Reith im Winkl führen. Deren Präparierung steht den Pisten nicht nach. „6 bis 7 Stunden sind unsere Fahrzeuge jede Nacht unterwegs, um die Qualität der Loipen zu halten“, verrät Markus Weingartner vom Nordic Center Kössen, wo’s auch recht preisgünstig Ausrüstung zu leihen gibt. Oder man lässt sich von ihm in die Geheimnisse der klassischen Technik oder von Tanja ins Skating einweihen.
Ende Jänner richten sich in der Region die Blicke nach oben: Bis zu 50 Heißluftballone zieren da den Winterhimmel. 45 Ballonteams waren 2019 unterwegs, obwohl der Wettkampfwoche wegen der Schneemengen abgesagt werden musste. Die bunten Punkte am Himmel sind eine absolute Attraktion. Um so größer wird sie, wenn man selbst mitfährt. Wer mitfliegt sagt, dem kommt der Fauxpas teuer zu stehen. Bei der Morgeninformation für die Piloten sind zahlreiche Passagiere da, denn während der Ballonwoche sind Plätze ab 220 Euro zu ergattern. „Wir wollen den Gästen ein optimales Ballonerlebnis bieten, deshalb starten wir nur bei klarem Wetter“, sagt Helmut Winkler, der als Eigentümer von Tyrol Ballooning das „Kaiserwinkl“-Gefährt steuert. Für besondere Gäste macht er schon mal eine Ausnahme und lädt bei nebeligem Wetter zu einer kurzen „Hüpferei“, bei der er einmal zum Gaudium der Passagiere kurz am Walchsee-Eis aufsetzt. Passagierfahrten mit Winkler sind auch das restliche Jahr möglich, wobei der Winter besser geeignet ist. Toll ist während der Ballonwoche das Night Glowing, wo einige Ballone leuchtstark aufgeheizt werden: Heiße Luft im Rhythmus heißer Musik, als ein Topevent in dieser sonst eher beschaulichen Region.
Hard Facts (teilweise entnommen SKI GUIDE AUSTRIA 2019, Medianet-Verlag)
HochKössen Action Hill – Unterberghorn Winter 2018/19
12 Lifte – 22 Pistenkilometer
Tageskarte Hochsaison: Erw 40,50 € , Sen 36,50 €, Jugend 28,50 €, Kinder 20,50 € – stundenweise gestaffelt
6 Tage: Erw 169,-, € Sen 153,- €, Jugend 119,- €, Kinder 84,50 €
Sehr günstige Saisonkarten im Vorverkauf! ZB Senioren ab Jg 1955 Euro 255,-
Tarifverbünde/Saisonkarten: Sunny Card, 5-Berge&Co, Freizeitticket Tirol, Alpenplus Holiday Card, Tirol SnowCard
Fred Fettner