ABGEFAHREN! Ski-Reporter unterwegs – diesmal in Hochkönigs amadé-Reich: Die rote Spur des Skilehrers

ABGEFAHREN!
Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es in den letzten Tagen in Hochkönigsreich von Ski amadé im Salzburger Land. VON JUPP SUTTNER

Es ist die letzte Abfahrt des Tages. Schneefall. Miserable Sicht. Mike ist dies völlig egal. Mike stammt aus Münster, studiert in Salzburg und so er ein wenig über Zeit verfügt – arbeitet er als Skilehrer. In der Region Hochkönig. Heute ist er der Guide unserer kleinen Gruppe. Und Mike befiehlt: „Also – Vollgas! Immer schön auf der Kante! Und kein so schwules Gerutsche!“

Mikes Anfeuerung strahlt nur in mäßigstem Maße political correctness aus. Und die Bayern unserer Clique verspüren einen widerborstigen Stachel in sich, auf Ski (auf   S k i ! ) Befehle eines Preiß’n entgegen nehmen zu sollen. Und es überkommt sie ein Hauch an Ahnung, warum die „Deitschn“ von den Österreichern „Piefkes“ genannt werden. Doch wir wagen es dennoch nicht, Mike entgegen zu handeln und unseren Carving-Latten Rutschphasen zu gestatten. Es wird eine wilde Jagd durch die aufziehende Dämmerung.

Das war der erste Tag. Der Sonntag. Es hatte die gesamte Samstag-Nacht geschneit, es hatte den gesamten Tag des Herrn geschneit und es hatte der Wind  so stark geblasen, dass nur ein Teil der Lifte von Mühlbach, unserem Standort, in Betrieb gewesen war. So dass wir zwischendurch immer wieder mal in einer Hütte Zuflucht suchten, um sich dort den heißen Witwen zu widmen. (Pflaumenschnaps mit Sahne und Zimt.) Dennoch war es ein klasse Skitag – denn ein Skitag mit Neuschnee ist IMMER klasse!

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Foto:
Eva und der frische Pulverschnee des 10./11./12. Januars in Hochkönigs Reich.

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:
Jupp Suttner

Text:
Jupp Suttner

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Dann der Montag – was für ein Traum: Sonnenschein! Glitzernder Schnee! Nichts wie hinaus aus dem Hotel und hinein in den frischen 30-Zentimeter-Powder! Denkste. Wir hatten uns – selbst schuld – zur theoretischen Demonstration einer Neuheit angemeldet. Um zu erfahren, was genau es mit dieser „Daten-Skibrille“ auf sich hat, die in entfernter Manier einer Google Glass seinen Träger durch das Skigebiet führt. (Ausführlicher Testbericht über diese Ski amadé-Europa-Neuheit demnächst auf Reise-Stories.de). Und bis wir die gesamte Brillen-Einweisung

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7.30 Uhr-Morgenblick (noch mit Mond) aus dem Zimmer 63 des Hotels Bergheimat in Mühlbach am Hochkönig.

vollzogen und uns über die Marketing-Möglichkeiten einer derartigen Digital-Sensation erkundigt hatten – waren sie fast alle futsch: die unverspurten Neuschneehänge.

Nicht alle natürlich. Weshalb wir die Gruppen splitteten. Die Speed-Junkies rasten hinter Skilehrer Mike die Pisten hinab. Und die Genuss-Wedler blieben immer wieder stehen, um wenigstens noch ein paar Fleckchen unberührten Pulvers irgendwo am Pistenrand zu entdecken und dann zu durchschwingen. Beide Gruppen kamen – wie sie beim vereinten Mittagessen auf der Steinbock-Alm konstatierten – voll auf ihre Kosten.

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Klasse Neuschnee in Hochkönigs Reich – gleich geht’s auf die Piste!

 

 

Ob auch Skilehrer Mike auf seine Kosten kommen würde? Bei der Gondelauffahrt hatte er extra auf eine Wand inmitten des Hochkönig-Massivs gezeigt, die sich farblich etwas absetzte. „Seht ihr die roten Spuren im Fels?“, fragte er uns. Und fügte gleich die Antwort hinzu: „Das sind die Blutspuren all’ der Skilehrer, die sich hier hinab stürzten – weil sie am Ende des Kurses kein Trinkgeld bekamen!“.

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Hochgeschwindigkeitszug im Winterwunderland

 

Doch zurück zur Steinbock-Alm – eine absolute MUSS-Einkehr! Wobei auch hier der Grundsatz gilt: Man sollte immer das essen, was in der Gegend wächst! Weshalb wir uns für einen Cheeseburger entschieden – denn die hierfür verwendeten Rinder stammen vom Hatzbauern und wachsen hier (auf). Ein Höchstgenuss für 12 Euro! Wem Burger zu deftig dünken: Die Speisekarte weist auch mehrere vegetarische und sogar ein ausgewiesen veganes Gericht auf: Linseneintopf mit Erdäpfel, Wurzelwerk, Almwurst und Brot für 9,50 Euro. Hinterher unbedingt hinab kippen: ein Drink namens Himberli (3,10 Euro, Inhaltsstoffe siehe www.steinbockalm.at ).

Standort der Steinbock-Alm: auf 1 600 Meter Höhe über Maria Alm – genau am Missing Link, das es zu beseitigen galt. Um die sogenannte „Königsrunde“ zu absolvieren – ohne den Bus benützen zu müssen. Sondern ausschließlich skifahrend: 32 Pisten-Kilometer (6 700 Höhenmeter) von Mühlbach über Dienten nach Maria Alm. Oder von Maria Alm über Dienten nach Mühlbach. Die Richtung ist völlig egal. Anschließend carvend und wedelnd retour. Oder – falls man zu spät dran ist, weil der Einkehrschwung zu ausschweifend aus fiel – mit dem kostenlosen Skibus den Heimweg bestreiten. Verloren geht jedenfalls niemand.

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Der Hochkönig mit Eiszapfen der Zapferalm

Geschlossen wurde das Nadelöhr, um die komplette Königs-Runde absolvieren zu können, im Winter 2011/12. Und zwar durch den Bau einer 6er-Sesselbahn, die den ehemaligen Bürglalmschlepplift ersetzte. Die Fahrzeit dort beträgt seitdem nur noch knapp sechs Minuten bei einer Fahrstrecke von 1,7 Kilometern und einem Höhenunterschied von 576 Metern. Um die höchsten Sicherheitsstandards zu erfüllen, wurde die neue Anlage von Anfang an mit einer automatischen Schließbügelverriegelung ausgestattet. Rund 14 Millionen Euro erforderte das Projekt. Dazu gehörten auch zwei Skibrücken, die den bequemen Wechsel von der Bürglalm- zur Gabühelabfahrt garantieren. Der Königstour-Rekord liegt bei 3 Runden (96 Pisten-km, 20 000 Höhenmeter) an einem einzigen Tag.

Auf dem Rückweg der gleiche Traumschnee wie am Vormittag, bedauerlicherweise jedoch auch fast ein Alptraum – als Skilehrer Mike in vollem Karacho auf leerem breitem Hang mit einem Mitglied seiner Gruppe kollidiert. Preuße gegen Franke. „Und wer hat gewonnen?“, fragen wir als Nichtaugenzeugen hinterher die Dabeigewesenen. „Der Franke“, sagt Manuela. „Er hat nur einen Ski verloren bei dem Zusammenstoß. Der Skilehrer alle zwei.“

Trotz dieses Triumphes wird besagter Franke kaum noch ein Trinkgeld für Mike springen lassen. Auf eine rote Spur in der Wand mehr oder weniger, wird er denken, kommt es auch nicht mehr an. Und auch ein weiterer Tipp-Verweigerer ist zu befürchten – ein Gruppenmitglied, das Mike verloren hat, weil er an einer Abzweigung, bei der es eine Entscheidung („Den linken oder den rechten Lift nehmen?“) zu treffen galt, nicht auf den gestürzten Nachzügler gewartet hatte (wie es sich für einen sorgsamen Skilehrer gehört), sondern einfach nach oben gezischt war. Und erst dort bemerkte, dass jemand fehlte. (Aber dank Handy erfreulicherweise wieder gefunden wurde.)

Jedenfalls, dachten wir uns, muss der Mike noch viel lernen in seinem Schnee-Neben-Job. Und waren uns zugleich sicher: Er wird das garantiert schaffen. Muss nur noch ein wenig austrianische Lässigkeit sich aneignen.

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Drei Prinzessinnen grüßen den Hochkönig mit ganz besonders eleganten Schwüngen

Über Berg und Tal kutschierten wir die Königsrunde zurück und schnallten vor dem letzten Run noch einmal für einen finalen Hütten-Stopp ab. Aus der Schirmbar bei der Zapferlalm ertönten die bekannten Ski-Lieder „Sie hatte nur noch Schuhe an“ sowie „Wir sind jedes Jahr auf Malle – Wat is dat schön“. Der direkt hinter der Zapferlalm majestätisch herüber grüßende Hochkönig bekam ob dieser akustischen Naturschändung gleich derart das Kotzen, dass er dem DJ der Schirmbar den Mageninhalt des gesamten Januars vor die Beine leerte. Wir wiederum flüchteten ins Innere der Zapferlalm – denn dort ist es einerseits ausgesprochen gemütlich und wird andererseits keine Ballermann-Musik gespielt. ( www.zapferlalm.at )

Was für ein Montag!, klatschten wir uns am Abend ab – so könnte jede Woche beginnen. Weshalb wir sie am Dienstag im gleichen Maße fort setzten: Kaiserwetter, keine Wolke, bester Pulver, kaum Menschen auf den Pisten (weil in Europa gerade nirgendwo Ferien sind mit Ausnahme Russland, dessen Landesbewohner jedoch nur in minimalster Anzahl zum Hochkönig düsen) – ein Ski-Traum schlechthin. Mit dem absoluten Höhepunkt der gesamten Tage ganz zum Schluss: die schwarze 1er-Abfahrt nach Mühbach hinab – mit steilen Genuss-Hängen, rassigen Kurven und Übergängen und Kanten und allem Drum und Dran. Und am Ende sogar noch mit einem unberührten Neuschnee-Feld links des Pisten-Randes! Zum Niederknien.

Ja, ja – das Salzburger Land ist eben prächtig und Hochkönigs Winterreich ist groß. Und wenn jemand in diesem mächtigen Reich als Urlaubs-Standort eine richtiggehende Heimat sucht – dann findet er sie bestimmt auch in Dienten und Maria Alm. Aber ganz garantiert in Mühlbach, wo die  vielleicht heimeligste aller Hochkönig-Heimaten hoch über dem Ort thront: das „Hotel Bergheimat“ – in welchem wir die gesamten Tage abgestiegen waren. Denn dieses Haus ( www.bergheimat.com ) offeriert einerseits das wunderbare Verwöhn-Gefühl eines 4-Sterne-Hauses – und atmet andererseits noch die vollständige Behaglichkeit seiner Entstehungsgeschichte: als die Sennerin Appolonia Singer von der Kopphütte Anfang der 30iger-Jahre dem Skilehrer Sepp Kopp den Kopf verdrehte, die beiden ein Paar wurden und ein Haus mit 15 Betten, fließendem Wasser und Gaststube eröffneten. Dieser gute Geist weht auch heute – unter der Nachfolge-Generation – durch die Räume.

Jedoch nicht immer. Denn als das Auto des Autors nach all’ den Tagen auf dem Hotelparkplatz ausgesprochen heftig eingeschneit war, entstand NICHT jener Dialog, wie er in so einem Abreise-Fall in vielen Hotels zustande kommt:

Gast: „Mein Auto ist total eingeschneit – haben Sie vielleicht einen Besen für mich?“

Hotel: „Ach herrje – das macht natürlich unser Hausdiener für Sie!“

Nein, so lief es dieses Mal keineswegs. Denn die Antwort auf unsere „Haben Sie vielleicht einen Besen?“-Frage lautete vielmehr:

„Ja – irgendwo ums Haus herum. Da haben Sie ja jetzt eine schöne Beschäftigung. Und stellen Sie den Besen unbedingt wieder dort hin!“

Machten wir natürlich. Und spendierten uns 5 Euro Trinkgeld. Das hatten wir verdient. In den 80iger-Jahren wurde im Hotel Bergheimat übrigens für die TV-Kult-Sendung „Irgendwie und Sowieso“ gedreht und Otti Fischer, Fritz Wepper sowie Hannelore Elsner stiegen dann auch privat einige Male hier ab. Otti Fischer rutschte dabei sogar mit einem Skilehrer die Hänge hinab. Und wer weiß, hofften sie deshalb einige Jahre später  – ob nicht eines Tages hier plötzlich der Bulle aus Tölz auf zwei Brettern ermitteln würde: Hauptkommissar Benno Berghammer in der Bergheimat – wäre fast schon ganghofermäßig gewesen. Doch die Serie wurde aus bekannten Gründen eingestellt.

Dabei hätte so ein spannender Plot gelockt: Die rote Spur in der Hochkönigs-Wand.

Infos:

Einmal ein König sein! Ist möglich im in diesem ABGEFAHREN! beschriebenen Skigebiet Hochkönig (rund 120 Pisten-km, 33 Lifte) im Salzburger Land. Denn auf der erwähnten „Königstour“ (32 km/6.700 Höhenmeter) warten übergroße Holzthrone, von denen aus man einen königlichen Blick ins Land genießt.

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Skitouristen lieben es, angesichts des Hochkönigs sich als König auf dem Thron zu produzieren.

 

Der Gag ist eine von mehreren Neuheiten, mit den in dieser Saison der Ski amadé-Verbund (760 Pisten-km, 270 Liftanlagen, 260 Skihütten und Restaurants) auf wartet. Die weiteren amadé-Clous, alle drei im Salzburger Land:

Großarl offeriert ein „Wilderer Platzl“ – ein Original Jägerhochsitz, von dem aus man täglich um 15 Uhr mit abgeschnallten Skiern den Wildwechsel an der Aigner Alm beobachten kann.

St. Johann Alpendorf hat am Gernkogel eine neue Aussichtsplattform mit 360 ° Rundblick geschaffen – inklusive Fernrohren und Panoramatafeln.

Zauchensee bietet jetzt auch Amateuren die Möglichkeit, mit einer kurzen Standseilbahn zum Start der Damen-Weltcup-Abfahrtsstrecke empor zu fahren – um dort oben zu erkennen, wie atemberaubend steil so ein Rennen beginnt.

Und für sämtliche amadé-Destinationen (also außer den bereits erwähnten auch noch die weiteren Orte der Salzburger Sportwelt wie Flachau, Wagrain, Kleinarl etc. sowie das Gasteiner Tal und in der Steiermark auch noch Schladming-Dachstein) gilt: dass sich mit der kostenlosen App „Ski amadé Guide“ nicht nur Höhenmeter, Geschwindigkeit, absolvierte km etc. (das übliche halt) kontrollieren lassen, sondern auch als appsolute Neuheit, wie viele Kalorien man beim Skifahren verbraucht (hat). Wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg entwickelt. Die Berechnung richtet sich nach Einflussfaktoren wie Steilheit der Piste, Fahrstil, technisches Können und zurückgelegte Strecke.

Ob man die App im Zeitraum 14. bis 21. März benutzen sollte, wagen wir zu bezweifeln. Denn da findet im gesamten amadé-Reich eine Ski- und Weingenuss-Woche statt, an der insgesamt 20 Hütten teil nehmen. Wer den Weg zu ihnen sucht, wird ihn mit jener Daten-Skibrille finden, die in dieser Story erwähnt wurde und demnächst hier detailliert vorgestellt wird.

Details: www.skiamade.com

Skigebiet: www.hochkoenig.at

Region und Land: www.salzburgerland.com , www.Austria.info

 

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