Zugegeben: ich bin ja schon etwas älter! Aber als ich da unlängst bei einem meiner facebook-Freunde mal wieder den Ausdruck „leider geil“ las, dachte ich mir schmunzelnd: eigentlich immer noch ganz nett, nur in meinem Leben als gediegener Journalistin wohl nie wirklich anwendbar. Bis heute…
…denn heute Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen über die Bergkuppen spitzten, musste ich es einfach tun – ich konnte nicht anders!
Schnell die Skiausrüstung aus dem Keller geholt, rein in die Skiklamotten, ab ins Auto und flugs Richtung Kufstein. Ein Mal scharf links abbiegen dem Schild Felbertauern folgend sich in die Höhe schrauben und bei Ellmau mit der Hartkaiserbahn rauf auf den Berg und eintauchen in die Skiwelt Wilder Kaiser Brixental. Der Lohn der schnellen Entscheidung: strahlend blauer Himmel und Glitzerschnee, zudem relativ freie Pisten – also Fahrspaß pur ohne Anstehen am Lift, hier verteilen sich die Leute gut, denn die Skiwelt ist einfach riesig!
So tobe ich mich auf den bestpräparierten Pisten aus und schwinge immer weiter und weiter in Richtung Hohe Salve. Irgendwann mittags macht sich der Durst bemerkbar und so steuere ich die Tanzbodenalm an, die von spätvormittags bis nachmittags genau den richtigen Sonnen-Einstrahlungswinkel bietet, den man selbst als absoluter Ski-Freak und Dauerfahrer doch gerne mal für 40 Minuten genießt. Schließlich soll die Sonnencreme nicht umsonst mit dabei sein!
Genau im richtigen Moment wird der perfekt positionierte Tisch frei – und ich schnappe zu!
Mit sympathischem Lächeln fragt mich Andi der Kellner, was ich denn gerne hätte. Ein Glühwein scheint mir heute bei der recht frischen Temperatur gerade angemessen. Dass Andi dennoch eine kurze Lederhose trägt und „blanke Wadln“ hat, verdient meine ganze Bewunderung! Auch sein perfektes Englisch, mit dem er die vier jungen Engländerinnen, die mit an meinem Tisch sitzen charmant bedient und ihnen „Kasspotzn“ liebevoll übersetzt mit „a very traditional tirolian meal. Homemade nudles with cheese and everybody likes it.“
Während ich meinen Glühwein samt warmen Sonnenstrahlen auf der Haut genieße, höre ich hinter mir ostdeutsche Stimmen, die jemanden fragen, ob es den Knödelmix denn auch ohne Sauerkraut gäbe oder nur mit? Woraufhin die vertraute Stimme meines Wadl freien Obers entgegnet:
„ Deswegn is aso wias is, weis guad is aso! “ Ein breites Grinsen kann ich mir nicht verkneifen, frage mich aber gleichwohl, ob die Ärmsten wohl verstanden hätten.
Ringsum duftet es nach Tiroler Köstlichkeiten und eigentlich könnte ich stundenlang hier sitzen, aber schließlich bin ich ja zum Skifahren hier und wie gesagt: die Skiwelt ist riesig und will erobert werden!
Als Andi – übrigens schlank, blond, gutaussehend – auf meinen Wink hin zum Kassieren kommt, muss ich ihn noch fragen, ob es ihn denn nicht an den Wadln friert? „Na“, grinst er und packt meine Hand und drückt sie auf seine strammen, bereits im Januar wohlgebräunten und mit goldblonden Härchen versehenen Unterschenkel, „schaug – ganz warm sans!“
Hmmmh…. denk ich mir, manchmal bekommt man ja als Frau wirklich mehr, als man erwartet.
Bestgelaunt drehe ich also auf meinen Skiern weiter die Runden. Irgendwann bleibe ich am Pistenrand stehen um durch verschneite Bäume hindurch die Spitze der Hohen Salve zu fotografieren. Bevor ich mein Smartphone wieder in die Jackentasche zurückpacke, schicke ich das Foto meiner Tochter, die heute Morgen brav zur Uni gefahren ist, obwohl sie viel lieber mitgekommen wäre.
Und dann schreibe ich es plötzlich:
Leider …bist du nicht dabei- denn es ist wie immer hier absolut…geil!
Infos unter: www.skiwelt.at
Text und alle Fotos: Adelheid Wanninger