Berg mit Stadtflair

Maribor ist die zweitgrößte Stadt Sloweniens, ist Weinkapitale und vor allem eine Hauptstadt der Skibegeisterung!

Was passiert an einem sonnigen Wintersonntag in Maribor? Sanftes Licht liegt auf den Fassaden, wenig Verkehr ist zu hören, und doch hallt es laut und überall in den Gassen. In schweren Stiefeln eilen sie heran, in Skistiefeln geht’s zum Hauptplatz, denn der Bus Nummer 6 fährt von dort direkt zur Gondel. Ein Skigebiet quasi in der Stadt, wer hat das schon?

Maribor hat einen Berg, dessen weiße Kuppe aufsteigt jenseits der Drau. Eigentlich ist es ein Höhenzug mit zwei Gebieten, inklusive einer kleinen Busetappe. Zugegeben ist das keine hochalpine Skiarena, sie endet dort wo andere Skigebiete beginnen, der höchste Punkt liegt auf 1347 Metern. Aber es ist ein Berg, der zu 95% über technischen Schnee verfügt, er ist ein Berg, an dem Damenweltcuprennen in den technischen Disziplinen gefahren werden – und er ist ein Berg für alle. Tourengeher stapfen entlang der Piste hoch, Skizwerge wuseln vor der Gondel herum. Nordic Walking Damen mit Hund laufen los, Kinder mit Rodeln drängen sich. Maribor ist slowenische Wintersporteuphorie, wie man sie in den Alpen oft gar nicht mehr findet! Und wenn das Weltcuprennen abgesagt werden muss, ist das fast wie Staatstrauer, weil so viele wie letzte Saison fieberhaft gearbeitet hatten gegen den Wettergott. Als der Schnee dann kam, kam er reichlich aber leider zu spät. Der Goldene Fuchs (Zlata Lisica) fiel aus, dort wo sonst bis zu 25000 Zuschauern stehen. Seit 1964 wird der Klassiker gefahren, die Verschiebung2014 nach Kranjska Gora schmerzte sehr!

Skifahren konnte man dennoch und hinunterblicken ins grüne Tal, so wie zwei stoische Pferde, die am Ende der Gondelbahn stehen und talwärts blickten, als wollten auch sie sagen: Was für eine begnadete Gegend! Stadt und Natur so eng beisammen, Weingebiete gleich nebenan – und immer wieder das etwas andere Apres-Ski in einer aparten Stadt, die immerhin die zweitgrößte in Slowenien ist. Eine sagenhafte Stadt, wo es von Geschichten nur so wimmelt angefangen natürlich mit der Türkenvertreibung: 1532 standen die Türken mal wieder vor der Stadt, die Bewohner verschanzten sich hinter der Mauern und plötzlich wurden ihnen bewusst, dass sie vergessen hatten die Schleusen bei den drei Teichen zu öffnen, um die Wassergräben zu fluten. Die Türken standen längst in den leeren Gräben und begann die Mauern zu unterhöhlen. Eine Rettung schien aussichtslos, als ein kühner Schusterlehrling sich als Türke verkleidete und zu den Teichen schlich. Er öffnete die Schleusen, das Wasser brauste heran, viele der Türken ertranken, die anderen flüchteten panisch. Der Schusterlehrling war ein Held! Wie die Geschichte weiterging, ist umstritten. Einige Quellen sagen, er hätte eine Beteiligung bekommen, andere meine, er bekam die Tochter….

In jedem Fall gibt es die Teiche noch im Stadtpark und dazu ein berühmtes Restaurant von 1835, das K&K atmet, das einen tollen Weinkeller hat und die typische Volkskunst, die auf Bienenstockbrettchen gemalt wurde. Solche Geschichten weiß Tomaz, Stadtführer in Maribor, der gleich noch eins drauf legt: Als die Bewohner von Maribor weiland wie Sodom und Gomorra lebten,  gab Gott einen Tag lang das Regime an den Teufel. Der riss einen Stein aus dem Berg und wollte die Stadt fluten. Aber Maria stellte sich ihm in den Weg und – ja so sagt das Tomaz – sie redete ihn so schwindlig, dass er sein Vorgehen aufgab. Der Fels liegt nun dort, wo Maribor eine kleine Kapelle und eine Skisprungschanze gebaut hat und oben am Berg – genau, da fehlt natürlich was – weswegen es dort einen See gibt. Logisch!

Maribor
Maribor

Maribor ist sagenhaft, in Maribor reimt sich Ostalgie auf Moderne. An der Talstation stehen noch diese typische kleinen Hüttchen, wo man Kaffee trinken kann und fettes Schmalzgebäck essen, wo es auch Hotdogs gibt und nebenan längst eine moderne Gondel mit einer Kapazität von 21000 Personen in der Stunde.  Da stehen drei ältere Herren mit Ski wie aus dem Museum neben dem brandaktuellen Skiverleih. Da ist das Hotel Habakuk, so ein Kasten der ehemaligen Ost-Eliten. Es wurde aufpoliert und mit modernem Spa Komfort versehen. Alles ist groß: die Räume, die repräsentative Treppe, der Kronleuchter. Maribor hält an einem gemalten bunten Pistenplan fest, so als hätten ihn Kinder gezeichnet, kein Plan, wie ihn Alpenresorts haben – Maribor ist einfach wunderbar anders.

Tomaz liebt seine Stadt und den Berg und natürlich muss er jedem Gast die älteste Rebe zeigen. Die wächst an einem Haus direkt an der Drau, am Haus des Weinmuseums, lange bevor es ein Weinmuseum gab. Sie steht im Guinnessbuch der Rekorde als älteste Rebe der Welt – 400 Jahre alt, das hat das Forstinstitut bestätigt. Zudem gibt es alte Bilder, auf denen just dieser Rebstock zu sehen ist. Der Wein ist hochexklusiv, zwischen 35-60 Kilo im Jahr gönnt die Alte Rebe der Stadt, woraus etwa 25 Liter gekeltert werden. Die Sorte ist eine autochthone Rebe Sloweniens, kein Massenwein, nur ganz berühmte Leute bekommen ein Fläschchen, Putin hat mal eine erhalten, Schwarzenegger auch, Brad Pit, Bill Clinton und diverse Päpste….Die Rebe hat wie durch ein Wunder die Bombardierung im 2. Weltkrieg überlebt und eine Periode „als sehr schlechte Leute“ – so Tomaz“ im Haus gewohnt haben. Eigentlich hätte man angenommen, sie hätten das Holz als Brennholz verwendet – haben sie aber nicht.

Es liegt viel Mystisches rund um die Rebe – und die Stadt, wo jetzt gegen vier Uhr die Skistiefel wieder hallen. Einige Skifahrer setzen sich ins Cafe neben der Alten Rebe, ein Snowbard lehnt am Infoschild. Andere gehen in die Konditorei Ilich oder ins Astoria am Eseleck, ein altes Wiener Cafehaus, das Kaffeespezialitäten kann – und Wein. Den schlürfen sie alle, am liebsten den aus Jeruzalem, eine Weinregion, die im Winter so malerisch weiß überzuckert da liegt. Vergesst die Toskana, möchte man rufen! Kauft euch ein Weingut bei Maribor, da habt ihr nämlich ein großartiges Getränk und eine großartige Sportart so dicht beisammen!

Weitere Infos

Stadtzentrum und Skigebiet liegen nur wenige Kilometer auseinander. Von 300 Metern hinauf auf gut 1300 Meter. Die Begeisterung für den Skisport macht Maribor zu einem ganz speziellen Platz, Familien sind hier gut aufgehoben, Weinliebhaber auch.

Pisten und Anlagen
41,5 km; leichte Pisten 23,50 km, mittelschwere Pisten 13,00 km, schwere Pisten 5 km

Preise
Skipass 29,50/Tag/Erw., Jugend 26, Kinder 17; 158/135/72; Skipässe, die für Mariborsko Pohorje gekauft werden, gelten auch für Ribniško Pohorje, Kope und Krajnska Gora.

Langlauf
27 km Langlaufstrecken auf Areh

Hütten
mehrere Hütten (Koca Luka; Koca Trikotna; Koca Koca) im Skigebiet an den Pisten, auf halber Höhe am Hochseilgarten, Cafe in der Gondeltalstation; Apres Ski beim Hotel Arena; in der Stadt die meisten Cafes in der Poststraße

Essen
*
Bei den drei Teichen, traditionelle Küche im Stadtpark | termemb.si
* Pri Florianu, mediterrane Küche plus Steiermark | priflorjanu.si
* Cafe Ilich, beste Kuchen, Tel. 00386/22502408
* Astoria, berühmtes Cafehaus | maribor-pohorje.si/astoria

Wohnen
*
Zelena vas Rusevec, Blockaus-Öko-Dorf im Naturschutzgebiet, mit Wellness, Permakulturgarten, erst 2013 eröffnet, 2 km vom Skigebietr entfernt | rusevec.com
* Hotel Bellevue, oben auf dem Berg | termemb.si
* Hotel Habakuk, 4 oder 5 Sternzimmer wahlweise zu buchen, wenige Meter zur Gondel | termemb.si
* Hotel Arena; an der Talstation des Sessellift, am Stadion beim Weltcup | pohorje.si
* Appartements Martin, direkt an der Piste | pohorje.si
* Bascarsija, urige Pension im Zentrum der Stadt | bascarsija.si

Eislaufplatz Maribor
Eislaufplatz Maribor

Tipps
*
Die längste Nacht-Skifahrt in Slowenien mit beleuchteten 10 km.
* Maribor Card für 1-3 Tage mit vielen Atraktuione, die dann kostenlos oder reduziert sind | mariborcitycard.si
* Eislaufplatz mitten in der Stadt
* Haus der Alten Rebe (Stara Trta), Vojašniška 8, Tel.: 00386/2/2515100, täglich Okt.–Apr.: 10.00–18.00
* Vinothek Jeruzalem, Auswahl der Regionsweine, Verkostungen, 10-16 Uhr | jeruzalem.si

Anreise
*
Auto: über Österreich bis nach Graz; 68 km südlich von Graz, durchgängige Autobahn;
* nächste Flugplätze:
/ Graz – Österreich: 60 km (gute halbe Fahrstunde mit dem Auto)
/ Joze Pucnik Ljubljana – Slowenien: 150 km (knapp anderthalb Fahrtstunden)
+ Bahn | slo-zeleznice.si
+ Busse | veolia-transport.si

Auskunft
Maribor – Pohorje Tourismus, Partizanska 6a, 2000 Maribor, Slowenien, Tel.-Nr.: 00386/2/234 66 11, E-Mail: tic@maribor.si | maribor-pohorje.si

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