ABGEFAHREN: Große Oper – Mozart und der Herminator

VON JUPP SUTTNER   ///   Das Salzburger Land besitzt zwei herausragende Persönlichkeiten: Wolfgang Amadeus Mozart (*1756, +1791) und Hermann Maier (*1972). Wolfgang Amadeus wurde berühmt durch die Gründung des Skiverbundes amadé , Hermann wurde berühmt durch eine Mega-Brezn (Sturz bei der olympischen Abfahrt von Nagano 1998, Video siehe am Ende der Story). Was den kleinen Nachtmusiker und den großen Herminator eint: Beide sind aus dem heutigen Tourismus-Metier der Region nicht mehr weg zu denken. Wir haben es vor Ort erlebt.

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es am in den letzten drei Tagen, 19. bis 21. März 2017, bei einem Angebot des Münchner Busreise-Unternehmens Geldhauser im Ski amadé-Gebiet „Salzburger Sporwelt“, dort wiederum in speziell Flachau, Flachauwinkl und Zauchensee.

Foto oben:

Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gewinner Hermann Maier in seinem Metier – auf Ski. Und zwar mitten im Ort.

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:

Jupp Suttner. Sämtliche Bilder wurden aufgenommen am 20. und 21. März 2017.

Text:

Jupp Suttner

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enken wir an die Gesichtszüge des Hermann Maier, so denken wir an: Fletschende Zähne in den Sekunden vor dem Start, an den Blick eines Mörders, der gleich die Strecke killen wird – und an die Tränen, die er beim ersten Weltcup-Sieg nach seinem Motorradunfall vergoss. Jetzt jedoch, da er sich hinter vier Ladies unserer Clique für ein Gruppen-Foto positioniert, ist er weder von Aggression noch Rührung befallen, sondern von einem sanften Lächeln. Wie er es wohl seinen drei kleinen Töchtern normalerweise entgegen bringt. Jedenfalls haben sie dieses Lächeln auf Pappmache gezogen und den Hermann Maier in Lebensgröße in die Hermann Maier-Galerie in Flachau gestellt – für touristische Foto-Zwecke.

Wobei durchaus konstatiert werden kann: Jeder Ski-Freak, der den Rennsport liebt, wird dieser Galerie-Besuch in höchstem Maße entzücken. Denn man schuf hier – gleich beim Informationsbüro des Ortes – ein Museum (  http://www.flachau.com/de/info/hermann-maier/hermann-maier-galerie.html ), bei dem einen noch heute eine Gänsehaut den Rücken hinab kriecht ob der Filme, Trophäen und Reliquien, die zur Inszenierung dieser Maihalla eingesetzt werden. Ein MUSS also, so man sich in Flachau befindet! (Und es befinden sch viele hier: 2.700 Einwohner, 10.000 Gästebetten, 1,15 Millionen Übernachtungen jährlich.)

Ein MUSS vor allem zur Jetzt-Zeit. Denn Skifahren in der Salzburger Sportwelt gestaltet man momentan am besten so:

06.30 Uhr Aufstehen.

08.00 Uhr mit der Gondel auf den Berg.

11.00 Uhr Mittagspause.

12.00 Uhr Liegestuhl und Sonnenbaden vor der Hütte.

15.00 Uhr vorsichtige Talfahrt auf Skiern (denn der schwere Sulzschnee befindet sich zu diesem Zeitpunkt längst in haxenbrecherischem Zustand). Oder aber schamlos mit der Gondel bzw. dem Sessellift.

16.00 Uhr: Besuch der Hermann Maier-Huldigungs-Stätte und der zwei Metall-Denkmäler im Ort, die den Herminator zeigen (Verbeugen nicht vergessen!).

17.00 Uhr: Relaxen in der sehr schönen Therme Amadé zwischen Flachau und Altenmarkt (24,50 Euro inklusive Sauna, www.thermeamade.at )

Warum nur Skifahren zwischen 8 und 11? Weil es zu diesem Zeitpunkt noch fabelhaft funktioniert. Kein Stadtmensch irgendwo in Mitteleuropa kann sich im Geiste vorstelle, dass man ÜBERHAUPT noch Carven und Wedeln kann. Doch man kann es geradezu wunderbar. Zu beachten dabei:

In der Früh’ sind manche Pisten noch pickelhart (wenn es in der Nacht zuvor etwas abgekühlt hat oder gar die Null-Grad-Grenze erreicht wurde).

Da heißt es dann, wie unsere Guidin Elisabeth (siehe Foto) als

Geheimnis preis gibt, „immer der Sonne nach fahren“. Also Hänge zu beschwingen, die der Planet bereits ein klein wenig aufgeweicht hat. Firn sozusagen – DER Skifahrertraum schlechthin! Gleiten wir durch Butter! Juchzen möchte’ man am liebsten ob dieses Halbschwebe-Zustands! Die unbeschwerte Leichtigkeit des Seins.

Leider hält der Rausch nur kurze Zeit an – ab 10 Uhr hat es sich meist ausgefirnt und beginnt die mühevolle Beschwertheit des Seins auf Ski. Da hilft dann nur noch Cruisen mit Musik. Die ewig mahnend den Finger erhobenen Bedenkenträger werden jetzt zwar eine Miene wie Hermann Maier vor dem Start auf setzen – aber wer vorsichtig und nicht halsbrecherisch gen Tal sich bewegt, der kann das zwischendurch schon einmal probieren: mp3-Player mit Ohrstöpseln, die unter den Sturzhelm passen.

Welche Musik? Japanischen Salzburger Land-Tourist(inn)en empfehlen wir natürlich den Sound of Music. Wir selbst lieben Paul Ankas „Put your Head on my Shoulder“ – wobei wir erstens stets summen „Put your Ski on my Shoulder“ und zweitens stets bei „ea“ von Head und beim „u“ von Shoulder uns in der Drehbewegung des sanften Schwunges befinden.

Doch den Paul Anka-Hit hören wir uns natürlich nur einmal an. Dann muss – zumndest in dieser Gegend – Mozart ’ran. Nicht unbedingt das Requiem d-Moll KV 626. Aber ganz sicher Don Skiovanni, Die Entführung aus dem Skirail und Bestandteile aus der Jupiter-Skinfonie – klassische Genüsse, wenn auch weniger für Après Ski geeignet.

Und als musikalische Krönung schließlich, in Zauchensee drüben, dem sportlichsten und rassigsten Skigebiet der Salzburger Sportwelt, dessen Hänge man schlicht weg nur als GRANDIOS! bezeichnen kann (während es in Flachau wesentlich – Vorsicht, Kalauer – flacher her geht), MUSS es Falco sein: Rock me Amadeus…

Und es stellt sich natürlich sofort die Frage: Wäre Mozart heute Skifahrer oder Snowboarder? Auf alle Fälle wäre er Freestyler – und Stammgast in Flachauwinkl, dessen prima Hänge wir in diesen drei Sonnentagen auch befahren und dabei immer wieder kleine Pausen ein legen, um am Absolut Park, einer der europaweit besten Anlagen dieser Art, die gerade hier weilenden obercoolen Stars der Branche (es geht in einem Event um 77.000 Dollar Preisgeld) bei ihren atemberaubenden Salti, 360ern usw. (siehe Foto) zu

bewundern. Sowie uns zu erfreuen an den ersten gelungenen Sprüngen der Anfänger(innen) – denn auch für jene ist in diesem Park gesorgt.

Der Ski-Gentleman teilt sein süßes Dessert – hier mit der Burgstallhütten-WirtinDie Salzburger Sportwelt mit auch noch den Orten St. Johann Alpendorf, Wagrain, Kleinarl, Altenmarkt, Radstadt, Eben und Filzmoos und insgesamt 240 Pisten-Kilometern (100 km leicht, 128 km mittel, 12 km schwer) bildet den unbestrittenen Mittelpunkt des Skiverbundes amadé (760 Pisten-km), zu dem auch noch das Gasteiner Tal, Großarl, und Hochkönig im Salzburger Land sowie Schladming-Dachstein in der Steiermark gehören. Und von der Salzburger Sportwelt ging einst auch die gesamte amadé-Gründung aus.

1984 nämlich besaß irgendjemand der Gegend die Idee, dass sich die Gemeinden, Skigebiete, Lifte vielleicht zusammen schließen könnten – um gemeinsam zu profitieren statt dauernd gegeneinander zu kämpfen. Der Denk-Prozess, dass diese Idee eine gute sein könnte, dauerte ein ewig langes halbes Jahrzehnt. (Manche Dinge müssen eben reifen.) Aber dann war es soweit: Die „Skiwelt Amadé“ wurde ins Leben gerufen. Denn nun waren alle unter einem Hut.

Oder besser gesagt unter einer Perücke. Denn schließlich hatte man sich den Namen „Amadé“ ja extra mit Hinblick auf die werbliche Ausschlachtung Mozarts gegeben. „Wir wollen zeigen“, hieß es bei der Gründung, „dass wir außer Skifahren auch kulturell einiges zu bieten haben!“ Dr. Martin Uitz hingegen, der damalige Chef des gesamten touristischen Salzburger Landes, verbreitete beim 5jährigen Jubiläum 1994 dann durchaus feine Ironie: „Wir nahmen  Amadé, weil der Mozart sich nicht mehr dagegen wehren konnte…“

Mit „Amadé“ unterschrieb er übrigens stets seine Liebesbriefe. (Mozart – nicht Uitz, der leider inzwischen Verstorbene.) Weshalb der Musik-Super-Star (Vita laut 1994er-Amadé-Pressetext: „Frech wie Mick Jagger, revolutionär wie Jimmy Hendrix, ingeniös wie Paul McCartney und geil wie Woody Allen!“) noch stärker in die Werbe-Strategie eingebunden werden sollte. Was sich auch auf das Ski-Leben auswirken würde, wie Spötter damals befürchteten. „So werden Schnee-Lawinen im Salzburger Land künftig wohl Mozart-Kugeln heißen“, hieß es im Reise-Stories.de-Vorgänger, dem „Somewhere“-Reisedienst. „Und müssen in den Krankenhäusern eingegipste Skifahrer nunmehr in ein Knöchelverzeichnis eingetragen werden. Desgleichen wird der Verkauf von Snowboard-Mützen im Look blonder Mozart-Perücken prächtig florieren. Armer Amadé – keine Tantiemen…“

Jahrelang ging das mit dem Mozart und der Salzburger Amadé-Skiwelt so weiter. Bis die regionale (Fremdenverkehrs-)Politik – auf die einzugehen hier uns bedauerlicherweise der Raum fehlt – plötzlich für einen Sinneswandel sorgte. Und dazu führte, dass Amadé heutzutage etwas ganz, ganz anderes ist als die Salzburger Sportwelt. Denn im Jahre 2000 wurde aus dem sozusagen Fundus und Durcheinander-Gerümpel der Salzburger Sport- und Skiwelt Amadé die Gesellschaft „Ski amadé“ gegründet.

Also bitte nie mehr Salzburger Sportwelt und Ski amadé in einen Topf werfen und als das Gleiche bzw. gar als Dasselbe betrachten! Sondern: Die Salzburger Sportwelt ist – wie gesagt – nur mehr einer von fünf Partnern von Ski amadé. Womit nun sämtliche stets kursierende Missverständnisse ausgeräumt wären – für immer und ewig! Oder zumindest so lange, bis den Orts- und Regions-Fürsten wieder mal etwas Neues einfällt. Und Neues ist den Touristik-Machern dieser Gegend – erfreulicherweise – durchaus immer wieder in den Sinn gekommen. Sonst wäre es nicht so aufwärts gegangen. Bester Beweis:

„Die Ski-Kilometer, die man früher an einem Tag schaffte“, so Gerhard Wolfsteiner, Geschäftsführer der Salzburger Sportwelt, „fährt man heute in zwei Stunden! Weil man keine 20 Minuten Lift-Wartezeiten mehr hat wie früher.“ Weshalb die Salzburger Sportwelt mit zu den beliebtesten Reisezielen des Münchner Busunternehmes Geldhauser gehört, in dessen Obhut wir uns die drei Tage begaben. Einfach wunderbar: Man braucht sich 0,00 um den Transport und um Transfers vor Ort zu kümmern – alles ist beeindruckend gut organisiert. Von der Umweltfreundlichkeit ganz zu schweigen: „1,4 Liter Benzin benötigt jeder Ski-Urlauber bei Geldhauser im Durchschnitt pro 100 km“, so Marketing-Chef Franz Gerstmayr.

Wäre Mozart heute Bus- oder Bahnfahrer? Wie dem auch sei – er rauscht auch heute noch durch die Gedankenwelt aller nicht nur im Schnee, sondern auch in der Kultur carvenden Ski-Fans. Die ihren geliebten Papageno nicht nur im grünen Forst, sondern gerne auch im Stangenwald eines Slaloms herumgeistern lassen würden.

Unbestritten steht auf alle Fälle fest, dass er sich auf den Skihütten strikt der „Schneewalzer“-Schunkelei verweigert hätte – dafür aber nach dem sechsten Jaga-Tee genauso „Schiiiiifoooahrn is des leiwandste….“ von Ambros mitgegröhlt hätte wie unsereins. Diese – wenn auch von Alkohol befeuerte – Sangeslust ist wohl so etwas wie der Mozart in uns.

Lassen wir ihn heraus in diesem letzten Rest dieses Winter – ski me Amadeus!

Jupp Suttner

Infos über den Ort: www.flachau.com

Infos über das Skigebiet: www.salzburgersportwelt.comwww.skiamade.com

Infos über das Reise-Unternehmen: www.geldhauser.de

Infos über die Region: www.salzburgerland.com

Infos über das Land: www.austria.info

Und zum guten Schluss – die Herminator-Brezn von Nagano 1998 (in den Tagen nach diesem Sturz wurde er noch Olympiasieger im Super-G und Riesenslalom):

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