VON JUPP SUTTNER /// Vater werden ist nicht schwer. Da ist zum Beispiel diese hübsche Skilehrerin am Kreuzkogel-Sessellift von Großarl. Sie hat drei Vorschulkinder um sich geschart. „Konnst Du“, dreht sie sich zum Reporter um, der gleichfalls nach oben schweben will, „eam mit auffi nemma?“ Und deutet auf einen kleinen Zwerg. Schon steigt sie mit den beiden anderen Bambini ein – und lässt „eam“ beim Berichterstatter zurück.
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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht. Dieses Mal: So war es am Donnerstag, 23. März 2017, im Ski amadé-Gebiet „Großarl“.
Foto oben:
Höchster Körpereinsatz beim Big Bottle Goldrausch-Buddeln in Großarl – einer/m Glücklichen winkt ein Audi A1!
Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:
Jupp Suttner. Sämtliche Bilder wurden aufgenommen am 21./22./23. März 2017.
Text:
Jupp Suttner
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Der „eam“ stellt sich dann als eine „sie“ heraus. Die vielleicht vier oder fünf und noch so winzig ist, dass sie wirklich leicht unter dem Liftbügel hindurch ins Leere rutschen könnte. Welch’ Verantwortung plötzlich! Die Hand des Journalisten hält sich griffbereit, um das Mädchen sofort am Kragen packen zu können, so es ins Rutschen gerät. Innerlich bricht ein wenig Psycho-Schweiß aus ob des Drucks dieser Aufsichts-Last.
Ja, mein lieber Wilhelm Busch:
Lift-Vater werden ist nicht schwer.
Liftpapa SEIN dagegen sehr.
Wo sie denn her komme? „Aus Deitschland“.
Wie sie heiße? „Marie“.
Dann deutet sie nach vorne, zum Sessel mit der Skilehrerin und den beiden anderen Kids. „Der mit dem roten Anorak, das ist mein Freund. Der Luca. Immer wenn wir Pause haben, sitze ich bei ihm.“
Frühe Liebe.
Doch beim Rennen, das jetzt gleich statt finden wird für die Knirpse, würde sie schon gerne schneller sein als er. Liebe hin oder her.
Dann haben wir es geschafft und nach dem Ausstieg verabschiedet Marie sich: „Pfiat Di!“. So dass der Schreiberling sich nun der eigentlich vorgesehenen Aufgabe dieses Tages zu widmen vermag: ABGEFAHREN-gemäß zu checken, wie es momentan mit den Schneeverhältnissen in Großarl im Salzburger Land, einem von fünf Ski amadé-Gebieten, aus sieht. Um es kurz zu machen:
GUT sieht es aus an diesem heutigen Donnerstagvormittag, 23. März 2017! Besonders klasse: die Pisten „oben“, zwischen etwa 1.600 und 2.000 Metern gelegen: eine wunderbar weiche Konsistenz als Untergrund – ohne dass es in Sulz ausartet. Und vor allem: ziemlich wenig Menschen auf den Pisten(siehe Foto:)
Skifahrerisch also höchste Lust – vor allem an jenen roten Genusshängen im Umfeld des Kreuzkogel-Lifts: fa-bel-haft! Noch betörender jedoch als die roten: die zwar nur sehr kurze, aber von fast niemand bevölkerte schwarze Lärchenhang-Strecke (die auf unserem Foto leider überhaupt nicht steil-schwaez aussieht:)
Bis 13 Uhr fährt der Reporter die meisten Passagen ab und das erstaunliche daran: dass sich die Weichheit des Schnees nicht zu verstärken scheint, sondern konstant im Genussbereich verbleibt. Ob dies auch für die Pisten von Dorfgastein drüben, die ja via Skischaukel mit Großarl verbunden sind, zu trifft, kann nicht geprüft werden – denn jetzt krallt sich erst einmal der Hunger beim Testfahrer fest. Also Einkehr. In die Harbachalm. Denn dort gibt es, wie der Checker aus Erfahrung weiß, einen geradezu königlichen Kaiserschmarrn, dessen englische Übersetzung auf der Speisekarte lautet: Emperor mishmash.
Er kostet (siehe Foto) 11,10 Euro und würde eigentlich für zwei Personen reichen. Eine Portionsgröße, die dringend nötig erscheint für jene, die heute Nachmittag ganz oben am Panoramahang beim Big Bottle Buddeln teil nehmen. Damit ist gemeint:
In einem Schneefeld sind 20 Kisten verbuddelt.
In jeder Kiste befindet sich eine Großflasche Wein.
In jeder Weinflasche befindet sich jedoch kein Wein – sondern ein Dokument, bedruckt mit einer Nummer.
Und jede Nummer wird am morgigen Freitagabend, bei der Siegerehrungs-Party, einem Gewinn zugelost. Als Buddler(in) ergattert man damit vielleicht einen Urlaubsaufenthalt. Oder einen Trachtenbekleidungs-Einkaufs-Bon. Oder einen Liftpass-Gutschein. Und so weiter. Im Vino liegt eben nicht nur Veritas, sondern bisweilen auch – ein Audi A1 1.0 TFSI im Wert von 17.769 Euro. Der Hauptpreis.
Dieses Buddel-Event ist Bestandteil einer Aktion namens „Ski- und Wein-Genusswoche“:
Vorgestern stieg bereits ein Gondel-Dinner (Teilnahmepreis 69 Euro), bei dem die 8er-Kabinen der Hochbrandbahn mit einem Tischchen versehen und schön gedeckt wurden – für jeweils vier Gourmets. Mehr als 20 Gondeln waren besetzt und die Insass(inn)en fuhren den Berg hinauf und hinab und hinauf und hinab und so weiter und genossen sowohl die Lichter down town als auch ein Amuse Geule zu Beginn und einen Großarler Biotopfen mit Zirbe und Birne zum Finale.
Dazwischen u.a. gebeiztes Lachsforellenfilet, Paprikatörtchen, heimisches rosa Rinderfilet oder eine Biskuit-Parmesanroulade. Sämtliche Gänge wurden nebst Ski amadé-Weinen der Güter Bründlmayer und Achs bei jedem Talstations-Kurzaufenthalt in die Kabine hinein serviert.
24 Stunden später, also gestern, stand nach dem Abendessen mittels eines Bummelzuges der Besuch von 10 Hotels an, in welchen verschiedenste Winzer kostenlos ihre Produkte präsentierten. (Die meisten schafften bei dieser Weinroas zwischen 19.30 und 24 Uhr freilich nur vier bis sechs Häuser – hier zum Beispiel, auf unserem Foto, eine Visite im unseres Erachtens wunderbarsten Hotel von Großarl, dem Nesslerhof.)
Und heute wird eben gebuddelt. Ein kurioser Anblick, wie sich Menschen, die vorher als Teilnahmegebühr 20 Euro entrichtet hatten, im Schweiße ihres Angesichts abmühen und dabei an Jack Londons Goldrausch in Alaska und manche durchaus auch an Charlie Chaplins Goldrausch auf der Leinwand erinnern.
Wer leer aus geht und dann doch wieder mit seinem Dacia statt einem Audi A1 nach Hause reisen muss, kann sein Glück nächste Woche erneut versuchen. Und dann vielleicht zumindest eine Audi-FAHRERIN gewinnen. (Für sich.) Denn von übermorgigem Samstag (25. März) bis zum darauffolgendem Sonnabend (1. April) wird in Großarl eine Lady-Skiwoche veranstaltet.
Bevor wir auf jene kommen, müssen wir noch rasch einen Satz über Behörden los werden. Denn in irgendeiner sitzt jemand – und scheint Frauen zu hassen. Denn diese/r Jemand sorgte dafür, dass die ewiglich bereits existierende Einrichtung namens Lady-Skiwoche seit einigen Jahren nicht mehr aufgezogen werden durfte. Wegen Benachteiligung der Männer. Denn die Idee lautete in etwa so:
Die Frauen bekommen in dieser Woche zahlreiche Ermäßigungen und Extra-Zuckerl – auch in punkto Skipass.
Die Männer hingegen nicht.
Zweite Idee dahinter:
Wenn eine Lady Week ist – dann rauschen zahlreiche Männer an. Um eine der vielen Frauen zu bezirzen, die garantiert vor Ort sich tummeln werden.
Eine absolute Win-Win-Situation also:
Die Ladies kriegen etwas billiger – und die Männer kriegen die Ladies.
Ein political natürlich ausgesprochen unkorrekter Gedankengang – aber Business-Ideen erheben nun mal nicht immer den Anspruch von Bravheit.
Jedenfalls standen Lady Weeks auf dem Index – doch nun feiert die Idee ein Comeback. Nicht etwa, weil das Behörden-Personal in Rente ging und nun andere Maßgebliche entscheiden. Sondern weil man einen Trick kreierte:
Man muss das (Übernachtungs-)Package für ZWEI Personen buchen – egal ob Frau/Frau oder Frau/Mann – und bezahlt nur für EINEN Skipass.
Doch egal, ob Lady oder Gentleman – alle Teilnehmer(inn)en werden angesichts der Schneeverhältnisse (die beim heutigen ABGEFAHREN-Test erst ab 14 Uhr und unterhalb von 1.600 Metern in heftige Mühe statt mühelosem Spaß ausarteten) ihr wonniges Vergnügen haben.
Auf den Pisten.
Ob auch außerhalb – liegt in den eigenen Händen.
Hauptsache, sie sind gepflegt.
Jupp Suttner
Infos über den Ort: www.grossarltal.info
Infos über das Skigebiet: www.skiamade.com
Infos über die Region: www.salzburgerland.com
Infos über das Land: www.austria.info
ANMERKUNG:
Die Skischaukel Großarl-Dorfgastein im Salzburger Land weist cirka 70 Pisten-Kilometer zwischen 850 und 2.050 m Höhe auf und gehört zum Liftverbund Ski amadé (760 Pisten-km) – in den auch noch Bad Gastein/Sportgastein, die Salzburger Sportwelt und Hochkönig im Salzburger Land sowie Schladming-Dachstein in der Steiermark eingebunden sind.
Die Gründung der Gemeinschaft ging von der Salzburger Sportwelt aus. 1984 nämlich besaß dort irgendjemand der Gegend die Idee, dass sich die Gemeinden, Skigebiete, Lifte vielleicht zusammen schließen könnten – um gemeinsam zu profitieren statt dauernd gegeneinander zu kämpfen. Der Denk-Prozess, dass diese Idee eine gute sein könnte, dauerte ein ewig langes halbes Jahrzehnt. (Manche Dinge müssen eben reifen.) Aber dann war es soweit: Die „Skiwelt Amadé“ wurde ins Leben gerufen. Denn nun waren alle unter einem Hut.
Oder besser gesagt unter einer Perücke. Denn schließlich hatte man sich den Namen „Amadé“ ja extra mit Hinblick auf die werbliche Ausschlachtung Mozarts gegeben. „Wir wollen zeigen“, hieß es bei der Gründung, „dass wir außer Skifahren auch kulturell einiges zu bieten haben!“ Dr. Martin Uitz hingegen, der damalige Chef des gesamten touristischen Salzburger Landes, verbreitete beim 5jährigen Jubiläum 1994 dann durchaus feine Ironie: „Wir nahmen Amadé, weil der Mozart sich nicht mehr dagegen wehren konnte…“
Mit „Amadé“ unterschrieb er übrigens stets seine Liebesbriefe. (Mozart – nicht Uitz, der leider inzwischen Verstorbene.) Weshalb der Musik-Super-Star (Vita laut 1994er-Amadé-Pressetext: „Frech wie Mick Jagger, revolutionär wie Jimmy Hendrix, ingeniös wie Paul McCartney und geil wie Woody Allen!“) noch stärker in die Werbe-Strategie eingebunden werden sollte. Was sich auch auf das Ski-Leben auswirken würde, wie Spötter damals befürchteten. „So werden Schnee-Lawinen im Salzburger Land künftig wohl Mozart-Kugeln heißen“, hieß es im Reise-Stories.de-Vorgänger, dem „Somewhere“-Reisedienst. „Und müssen in den Krankenhäusern eingegipste Skifahrer nunmehr in ein Knöchelverzeichnis eingetragen werden. Desgleichen wird der Verkauf von Snowboard-Mützen im Look blonder Mozart-Perücken prächtig florieren. Armer Amadé – keine Tantiemen…“
Jahrelang ging das mit dem Mozart und der Salzburger Amadé-Skiwelt so weiter. Bis die regionale (Fremdenverkehrs-)Politik – auf die einzugehen hier uns bedauerlicherweise der Raum fehlt – plötzlich für einen Sinneswandel sorgte. Und dazu führte, dass Amadé heutzutage etwas ganz, ganz anderes ist als die Salzburger Sportwelt. Denn im Jahre 2000 wurde aus dem sozusagen Fundus und Durcheinander-Gerümpel der Salzburger Sport- und Skiwelt Amadé die Gesellschaft „Ski amadé“ gegründet.
Also bitte nie mehr Salzburger Sportwelt und Ski amadé in einen Topf werfen und als das Gleiche bzw. gar als Dasselbe betrachten! Sondern: Die Salzburger Sportwelt ist – wie gesagt – nur mehr einer von fünf Partnern von Ski amadé. Womit nun sämtliche stets kursierende Missverständnisse ausgeräumt wären – für immer und ewig! Oder zumindest so lange, bis den Orts- und Regions-Fürsten wieder mal etwas Neues einfällt. Und Neues ist den Touristik-Machern dieser Gegend – erfreulicherweise – durchaus immer wieder in den Sinn gekommen. Sonst wäre es nicht so aufwärts gegangen. Bester Beweis:
„Die Ski-Kilometer, die man früher an einem Tag schaffte“, so Gerhard Wolfsteiner, Geschäftsführer der Salzburger Sportwelt, „fährt man heute in zwei Stunden! Weil man keine 20 Minuten Lift-Wartezeiten mehr hat wie früher.“
Wäre Mozart heute Skifahrer oder Snowboarder? Wie dem auch sei – er rauscht auch heute noch durch die Gedankenwelt aller nicht nur im Schnee, sondern auch in der Kultur carvenden Ski-Fans. Die ihren geliebten Papageno nicht nur im grünen Forst, sondern gerne auch im Stangenwald eines Slaloms herumgeistern lassen würden.
Unbestritten steht auf alle Fälle fest, dass er sich auf den Skihütten strikt der „Schneewalzer“-Schunkelei verweigert hätte – dafür aber nach dem sechsten Jaga-Tee genauso „Schiiiiifoooahrn is des leiwandste….“ von Ambros mitgegröhlt hätte wie unsereins. Diese – wenn auch von Alkohol befeuerte – Sangeslust ist wohl so etwas wie der Mozart in uns.
Lassen wir ihn heraus in diesem letzten Rest dieses Winter – ski me Amadeus! Bei der Lady-Skiwoche in Großarl.